Es war nicht die Stunde des Andreas Nadler. Der Mann ist wichtig im ORF, schließlich veranlagt er seit geraumer Zeit die Finanzreserven des Hauses - und ohne die Finanzerträge wäre der ORF schon seit Jahren in den roten Zahlen. Tiefrot.
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Also Auftritt Nadler im Finanzausschuss am Montag. Ultravorbereitet. Vielleicht etwas zu viel. Spätestens beim Fachausdruck "financial overlay" haben einige Stiftungsräte enerviert um Abbruch des Vortrags gebeten. Mehr oder weniger deutlich. Nur Naive glauben ja ernsthaft, dass im Finanzausschuss des ORF die ökonomische Elite des Landes sitze. Augen- und Ohrenzeugen berichten, dass allein ORF-General Alexander Wrabetz alles verstanden habe. Er kannte ja den Inhalt vorab, war früher kaufmännischer Direktor des Hauses und hat durch einen cleveren Trick die Bilanz 2008 im letzten Moment halbwegs gerettet (Umschichtung der ORF-Anteile an den Lotterien). Folgen konnte Nadlers Referat sicher auch Banker Klaus Pekarek.
Zwei Prozent Rendite erwirtschaftete Nadler zuletzt. Nicht ganz übel, wenn man die Performance vieler Fonds als Vergleichswert heranzieht. Trotzdem weniger als ein Sparbuch.
Um die Rendite zu steigern, schlug er in einem Szenarium vor, den sehr geringen Aktienanteil der ORF-Veranlagungen zu erhöhen. Da wachten einige plötzlich auf. Gerade jetzt? Gehen Wrabetz & Co nun ins Casino? Setzen alles auf Rot? Man hat sich informell darauf verständigt, weiterhin konservativ zu veranlagen. Abstimmungen gab es keine. Und die Veranlagungsstrategie des ORF ist übrigens nicht genehmigungspflichtig.
Zweiter denkwürdiger Auftritt war jener der Kaufmännischen Direktorin. Sissy Mayerhoffer räumte ein, dass sich das EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) doch eher in Richtung minus 50 Millionen Euro bewege - und nicht 39 Millionen, wie der bald in Baby-Karenz gehende ORF-Sprecher Pius Strobl nicht müde wird zu beteuern. Seine von den Grünen in den Stiftungsrat entsandte Ex-Lebensabschnittspartnerin Monika Langthaler war eher ruhig bei der Sitzung. Fünf Stunden hat die Sitzung gedauert. Wrabetz hat - wie an dieser Stelle früher prophezeit - die Absicht erkennen lassen, ein 80-Millionen-Abenteuer in Bulgarien eher nicht einzugehen.
Fazit: Sitzung zum Krenreiben.