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ORF und Krone in einem Boot mit ÖSV Fehlende Distanz mit schweren Folgen

Von AnalyseSimon Rosner

Analysen

Die aktive Karriere des steirischen Skiläufers Hans Knauß hat im Jahr 2005 mit einem positiven Dopingtest ein sehr abruptes Ende genommen. Ein kontaminiertes Nahrungsergänzungsmittel war schnell als Schuldiger ausgemacht, doch die Sperre des internationalen Skiverbands FIS war nicht mehr zu verhindern.


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Nur wenige Tage später lud der damalige Sportchef und nunmehrige Informationsdirektor des ORF, Elmar Oberhauser, zu einer "Offen gesagt"-Sendung. FIS-Präsident Gianfranco Kasper fand sich dabei in einer eher unparitätisch zusammengestellten Diskussionsrunde wieder: Er war nämlich der einzige Diskutant, der das in derartigen Fällen übliche Strafausmaß verteidigte.

Die Nähe des öffentlich-rechtlichen Senders zum Skiverband (ÖSV) sorgt vor allem im Ausland immer wieder für Verwunderung und auch Kritik. So bezeichnete etwa der Schweizer "Tagesanzeiger" den ORF aufgrund seiner streichelweichen Berichterstattung nach der Doping-Razzia bei den Olympischen Spielen in Turin als "Zentralorgan des rot-weiß-roten Chauvinismus."

Die Geschäftsbeziehungen zwischen dem Sender und dem ÖSV sind intensiv. Ohne Ausschreibung erhielt der ORF im Jahr 2001 die Übertragungsrechte für sämtliche Weltcup-Rennen in Österreich für zehn Jahre - ein in der Branche unüblich langer Zeitraum. Dafür bekam der Skiverband eine intensive Berichterstattung, die den Werbewert des ÖSV in den vergangenen Jahren enorm steigen ließ.

Verquickungen gibt es auch zwischen ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und der öffentlich-rechtlichen Anstalt. Sitour, die Werbefirma des Tirolers, gründete gemeinsam mit dem ORF 1997 den Spartensender TW1. Die Bilder des Wetter-Panoramas lieferte Schröcksnadels zweite Firma Feratel. Vor zwei Jahren kaufte der ORF Schröcksnadels dessen Hälfte an dem Unternehmen ab - ohne ersichtlichen Grund, wie Insider meinen.

Der ÖSV hat noch einen weiteren starken Partner an seiner Seite: die "Kronen Zeitung". Das auflagenstärkste Blatt des Landes ist ein Partner des Skiverbandes - nicht die beste Voraussetzung für kritische Berichterstattung. Bis zuletzt hatte die "Krone" in der Turin-Causa auch klar Stellung für die ÖSV-Athleten bezogen. Und sogar nach Bekanntwerden der Doping-Vergehen lässt die "Krone" keinen Zweifel daran, auf welcher Seite sie steht: "Eine Million für Kampf gegen Doping", ist in großen, schwarzen Lettern auf der Samstag-Ausgabe zu lesen, nachdem der ÖSV dem ÖOC ebendiese Summe überwiesen hat.

Dass ganz Österreich von den harten Sanktionen des IOC überrascht war, kann wohl auch als Folge der Verschränkungen der beiden größten Medien im Land mit dem ÖSV gesehen werden. Eine kritische Berichterstattung auf dieser Ebene hätte wohl zu früheren Konsequenzen beim ÖSV geführt. Und dann hätte auch das IOC nicht die härteste Strafe aller Zeiten ausgesprochen.