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ORF und Verlage vor Einigung

Von Bernhard Baumgartner

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Es ist eines der wichtigeren derzeit noch nicht gelösten Probleme der heimischen Medienpolitik: der Interessensausgleich zwischen ORF und Verlagen. Während der ORF dringend eine Erweiterung seiner digitalen Möglichkeiten braucht, wollen die Verlage im Gegenzug dazu Zugeständnisse des ORF, nicht weiter in ihr Marktsegment einzugreifen. Nun hat ORF-Chef Roland Weißmann ein Einlenken angekündigt. Die Nachrichtenseite orf.at wird im Umfang halbiert, weil sie zu sehr nach "Online-Zeitung" aussieht. Stattdessen wird die reichweitenstärkste Nachrichtenseite des Landes künftig auf mehr Bewegtbild und Multimedialität setzen. Zudem will man den privaten Verlagen durch eine Selbstbeschränkung bei der Radiowerbung entgegenkommen. Letzteres ist in Zeiten der Krise ein leicht zu gebendes Versprechen: Auf Werbung, die man ohnehin nicht verkauft, kann man leicht verzichten.

Ob die Beschränkung der Meldungsanzahl bei orf.at tatsächlich der Weisheit letzter Schuss ist, darf man bezweifeln. Konkurrenzprodukte zu behindern, weil sie zu gerne angenommen werden, mag ein zutiefst österreichischer Zugang sein. Aber dass sich deswegen mehr User auf den meist durch Paywall geschützten Nachrichtenseiten der Bundesländerverlage einfinden, könnte sich als frommer Wunsch erweisen. Besser wäre es, auf Kooperation, aber auch auf adäquate Förderung zu bestehen. Seriöser Journalismus ist ein wichtiges Gut. Dessen Förderung ist wahrlich kein Luxus.