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Am Mittwoch bewies der ORF Flexibilität und Mut · auch zur Größe: Man setzte kurzerhand das gesamte Abendprogramm von ORF 2 ab und stellte dafür das "Österreich-Gespräch" auf die Beine. Die
Themenvorgaben dieser groß und prominent besetzten, fast dreieinhalbstündigen Live-Diskussion waren die internationale Isolierung Österreichs, dessen innere Befindlichkeit und die Frage nach Auswegen
aus der gegenwärtigen Lage.
Über die Teilnehmer an und die Inhalte der sehr kontroversen und streckenweise auch sehr emotionalen Diskussion ist an anderer Stelle zu lesen. Hier dazu nur so viel, dass zum Schluss in drei
wesentlichen Punkten ein prinzipieller Konsens über die Parteigrenzen hinweg spürbar war. Allein das schon gerechtfertigt dieses Großunternehmen und gereicht ihr zur Ehre. Zu würdigen ist der ORF
aber auch und vor allem dafür, dass er dieses in seiner Geschichte bisher einmalige Ereignis in so kurzer Zeit so brillant organisiert und auf Sendung gebracht hat. Erwähnen muss man auch die
gekonnte Diskussionsleitung durch Gisela Hopfmüller und Johannes Fischer. Zwei Wermutstropfen: Wortmeldungen aus dem Publikum wurden immer wieder mit dem Argument des Zeitmangels oder des nicht mehr
aktuellen Themas abgeschnitten, "Prominenten" ließ man diese Strenge nicht angedeihen. Und unter den Eingeladenen vermisste ich schmerzlich Repräsentanten aus Kunst und Kultur (Staatsopern-Direktor
Holender allein ist doch zu wenig). Dennoch, insgesamt war das "Österreich-Gespräch" eine Glanzleistung des ORF, eine Sternstunde aktueller Information.