Schlagendes Herz in der Kühlbox. | Neue Art der Transplantation. | Wien. Eine neue Entwicklung aus den USA könnte eine deutliche Erleichterung bei Herztransplantationen bringen. Das Organ Care System (TransMedics, Andover/Massachusetts) erlaubt den Transport des schlagenden Spenderorgans in einer Kühlbox. Bisher konnten die Spenderherzen nur im Ruhezustand transportiert werden.
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Da mit dieser Methode die Zeit mangelnder Sauerstoffversorgung (Ischämie) stark reduziert wird, können die Transportwege länger werden. Dies gewinnt angesichts der zunehmenden Knappheit an Spenderherzen an Bedeutung. Zwar liege Österreich mit 25 bis 32 rekrutierten Organspenden pro Million Einwohner und Jahr recht gut, doch können meist nur Leber oder Niere verwendet werden, erklärte Ernst Wolner, Vorstand der Herz- und Thoraxchirurgie am Wiener AKH, bei der Präsentation vor Journalisten. In seiner Abteilung wird das neue System derzeit erprobt.
Beim Herz bestehe das Problem, dass die Spender immer älter werden und das Organ oft wegen Bluthochdrucks oder koronarer Gefäßerkrankung abgelehnt werden muss, sagte Wolner. Daher ist auch die Zahl der Herztransplantationen in Österreich in den vergangenen zehn Jahren um 52 Prozent zurückgegangen. Waren es im Jahr 1996 noch 100 Transplantationen so wurden im Vorjahr nur noch 45 durchgeführt.
Bisher liegt die Obergrenze beim Transport eines Herzens bei etwa vier Stunden - im eisgekühlten Zustand vom Abtrennen bis zum Anschluss an den Kreislauf des Patienten, erklärte Andreas Zuckermann, Leiter des Herztranplantations-Programms der Abteilung im AKH. Während in Tiermodellen in den USA Transportzeiten von bis zu zehn Stunden erprobt wurden, liegt die Obergrenze für die klinische Studie nunmehr bei 6,5 Stunden.
Das Organ Care System ermöglicht eine Flüssigkeits- und Blutversorgung in fast physiologischem Zustand. "Man kann damit vielleicht grenzwertig geeignete Spenderherzen noch optimieren", so Zuckermann. Der Transport im schlagenden Zustand ist für das Organ auf jeden Fall schonender als im gekühlten Ruhezustand.
Die 30-jährige Kärntnerin Christine Amenitsch ist die erste Österreicherin, die ein Spenderherz unter Verwendung des neuen Systems erhalten hat. Schon seit dem fünften Tag nach dem Eingriff radelt sie am Ergometer. Die junge Frau hatte unter einer vererbbaren Herzinsuffienz gelitten.
Rund 160.000 Österreicher leiden an einer Herzschwäche, wobei jährlich rund 15.000 Menschen an der Erkrankung sterben. Im Vorjahr waren im Wiener AKH 77 Patienten für eine Transplantation angemeldet, nur 26 konnten ein neues Organ bekommen.