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Organspenden können auch viele Leben zerstören

Von "WZ"-Korrespondent Christian Strohmann

Wissen

Nach der Spende oft alleine gelassen. | Wenn die Chance zur Ausbeutung wird. | New York. "Was zunächst wie eine Chance aussieht, jemanden aus der Armut herauszuführen, erweist sich letztlich als gefährliche Ausbeutung", erklärt der Leiter der Abteilung Medizinethik und Direktor des Zentrums für Bioethik der Universität Pennsyvania, Artur Caplan.


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Er ist einer der Co-Autoren einer Studie über illegalen Organhandel, die jüngst von den Vereinten Nationen veröffentlicht wurde. Gefordert wurde darin ein weltweites Verbot des Organhandels - die "Wiener Zeitung" hat berichtet.

Rachel Mayanja, die Beraterin von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon für Geschlechterfragen und Frauenförderung, hofft auf eine schnelle Reaktion der UNO-Vollversammlung, unverzüglich mit der Arbeit an einer entsprechenden Konvention zu beginnen und sie verbindlich zu erlassen.

Verbot gefordert

Sie setzt sich für ein Verbot der Profitmacherei durch den menschlichen Körper oder Teile davon als Rechtsgrundlage von Organtransplantationen ein und unterstreicht, dass freiwillige Organspenden gefördert werden sollten, um die Verfügbarkeit lebenswichtiger Organe für Notfälle zu erhöhen. Bevorzugt werden dabei Spenden von verstorbenen Personen.

"Ein armer Mensch ist meist Analphabet, der keine Alternative im Sinne eines ordentlichen Berufs zum Organverkauf hat, dadurch anfälliger gegen Krankheiten wird, niemanden kennt, der sich um ihn bemüht, so dass viele der Organspender schließlich frühzeitig sterben", erklärt Caplan. Gewöhnlich würden diese Menschen sehr bald ihren verzweifelten Schritt bereuen, da sie nach dem Organ-Deal völlig auf sich allein gestellt bleiben.

Und: "Die Menschen können ihre Organe nur einmal verkaufen, und jene skrupellosen Geschäftemacher, die mit den Verkäufern verhandeln, kümmern sich danach nicht mehr um sie", so Caplan. Es verstoße gegen die medizinische Ethik, sich auf Praktiken einzulassen, die anderen Schaden zufügen, um deren Körperteile gewinnbringend verkaufen zu können.