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Oriana Fallaci gegen den Rest der Welt

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Florenz - Oriana Fallaci, einst Starjournalistin und Autorin berührender Bücher -"Ein Mann", "Brief an ein nie geborenes Kind" - legt sich nach ihrem umstrittenen antiislamischen Pamphlet "Der Zorn und der Stolz" nun mit der gesamten Antiglobalisierungsbewegung an und handelte sich prompt den Vorwurf ein, eine schändliche Rhetorik zu verwenden.


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Grund für den im "Corriere della Sera" publizierten Offenen Brief Fallacis, der auch führende Politiker angreift, war das in ihrer Heimatstadt Florenz tagende Sozialforum der Globalisierungsgegner. Oriana Fallaci forderte ihre Mitbürger auf, alle Geschäfte, auch die Lebensmittelläden, Restaurants, Bars, Märkte, Theater, Kinos und Apotheken während der fünf Tage währenden Veranstaltung zu schließen und ein Schild "Wegen Trauerfall geschlossen" in die Auslagen zu stellen, so wie es mutige Antifaschisten 1922 während Mussolinis Marsch auf Rom gemacht haben. Gleichzeitig rief sie die Florentiner auf, eine Art Ausgangsssperre einzuhalten und sich so zu fühlen, wie 1944, als die Nazis bei ihrem Abzug aus der Stadt fast alle Brücken über den Arno gesprengt haben.

Fallacis Kollege Eugenio Scalfari, der Gründer der Zeitung "la Repubblica", sprach in einem Leitartikel von schändlicher Rhetorik und warf Fallaci vor, dass es ihr wohl gefallen würde, wenn es tatsächlich zu den Gewalttaten käme, die sie in ihrem Brief beschwört. Mit ihrem Artikel habe sie jedenfalls alles getan, um Gewalt zu provozieren. Haidi Giuliani, Mutter des im Vorjahr beim Weltwirtschaftsgipfel in Genua getöteten Carlo Giuliani meinte zu Fallacis Brief: "Wer Schrecken (terrore) sät, ist ein Terrorist".

Fallaci selbst geht derzeit nur in Polizeibegleitung aus dem Haus. Literaturnobelpreisträger Dario Fo, der mit seiner Frau Franca Rame an dem Sozialforum teilnimmt, meinte trocken: "Das beste ist es, die Fallaci einfach zu ignorieren".