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Orientierung an den Besten - Pisa kann doch helfen, eine bessere Schule zu entwickeln

Von Brigitte Pechar

Analysen

Der erste Teil des Pisa-Tests 2006 - nämlich jener zum Schwerpunkt Naturwissenschaften - liegt vor. Zu Jubelmeldungen gibt er keinen Anlass, obwohl im Vorfeld bereits über einen Absturz gemutmaßt wurde und nun doch das Mittelfeld knapp überschritten werden konnte.


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15- und 16-jährige Schüler in allen 30 Mitgliedstaaten der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und in 27 weiteren Ländern haben sich 2006 am Test beteiligt. In Österreich waren 4927 Jugendliche und 197 Schulen dabei.

Warum führt die OECD diesen umfangreichen Test durch und was will Pisa (Programme for International Student Assessment) eigentlich? Die regelmäßigen Bestandsaufnahmen - die Pisa-Studie findet alle drei Jahre, immer mit einem anderen Schwerpunkt statt - sollen Entscheidungen der Bildungsverantwortlichen zur Verbesserung der nationalen Bildungssysteme liefern. Konkret zeigt Pisa, wo die Jugendlichen am Ende der Pflichtschulzeit stehen. Ob - laut OECD - die 15- oder 16-Jährigen in den drei Feldern "Naturwissenschaft, Lesen und Mathematik jene allgemeinen Kenntnisse und Fähigkeiten erworben haben, die sie in ihrem Leben für ein erfolgreiches Mitwirken in der Gesellschaft benötigen". Ausgerichtet ist alles am Modell des lebenslangen Lernens. Und daher geht es bei den Fragen um ein "Umgehenkönnen mit Wissen und Information, um ein systematisches Erschließen von neuen Problemen und das Anwenden von fachlichen Fähigkeiten, die in der Schule erworben wurden".

Es geht also nicht darum, auswendig Gelerntes wiederzugeben, sondern es in neuen Aufgaben anzuwenden. Beispiele aus den Naturwissenschafts-Aufgaben zum Trinkwasser: "Nenne einen Grund, warum es im Grundwasser weniger Bakterien und Verunreinigungen durch Schmutzteilchen gibt als im Oberflächenwasser von Seen und Flüssen." Oder: "Im vierten Schritt des Reinigungsprozesses wird dem Wasser Chlor hinzugefügt. Warum wird dem Wasser Chlor hinzugefügt?"

Der Pisa-Test ist nicht unumstritten. So meint etwa der Bildungswissenschafter Stefan Hopmann (Mitherausgeber des Sammelbandes "Pisa zufolge Pisa"), dass mit der Methodik nur ein Vergleich zwischen dem Abschneiden von Schülern bei einem "willkürlichen Test" möglich sei, eine Verbindung zur Schule oder zum Schulsystem sei "völlig haltlos".

Es stimmt, dass Pisa kein Lehrplanwissen abfragt, vielmehr geht es um die Ermittlung der Kompetenz. In unserer Arbeitswelt geht es um ständige Veränderung, neue Aufgaben müssen erlernt werden, Problem lösungsfähigkeiten und Teamwork sind gefragt.

Wenn aber kein Lehrplanwissen abgefragt wird, kann dann dennoch etwas über die Schulart ausgesagt werden? Man würde glauben nein. Allerdings kann eine Aussage darüber getroffen werden, in welchen Ländern die Jugendlichen die Aufgaben gut und wo sie diese weniger gut bewältigen.

Wenn man davon ausgeht, dass die Aufgaben sinnvoll sind - immerhin überlegen sich unzählige Wissenschafter und Lehrer in 57 Ländern Fragen -, dann gibt eine derart umfassende Studie doch einen gewissen Überblick, wo die Fähigkeiten zur Lösung am besten vermittelt werden. Ein Blick auf Schulsysteme der Spitzenländer wäre von den Bildungspolitikern des Landes dann doch nicht so verkehrt.

Siehe auch:Schlechte Karten für Österreichs Kinder