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"Orion" überstand ersten Start

Von Heiner Boberski

Wissen

Neue Ära der USA-Raumfahrt: Im Visier hat die Nasa eine bemannte Mars-Mission.


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Cape Canaveral. In der griechischen Mythologie war Orion ein riesengroßer kräftiger Jäger, der schließlich als Sternbild an den Himmel versetzt wurde. Nun begab sich auch der moderne "Orion", ein Raumtransporter der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa, in höhere Sphären.

Die Raumkapsel hob am Freitag pünktlich um 13.05 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (7.05 Uhr Ortszeit) mithilfe einer Rakete vom Typ Delta IV vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab. ",Orions‘ Test ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg zum Mars", twitterte die Nasa kurz nach dem Start. Geplant war ein erster Testflug auf eine Höhe von 5800 Kilometern, die zweimalige Umrundung der Erde und nach rund viereinhalb Stunden eine Landung südwestlich der kalifornischen Küste im Pazifik. All das geschah mit 24-stündiger Verspätung, doch der zunächst für Donnerstag geplante Start musste wegen technischer Probleme, unter anderem mit Raketen-Ventilen, und des schlechten Wetters verschoben werden.

Feuerprobe für Hitzeschild

Nachdem sich das knapp dreistündige Startfenster für die Trägerrakete am Donnerstag um 15.44 Uhr (MEZ) geschlossen hatte, sagte Nasa-Sprecher Mike Curie: "Trotz der nachdrücklichen Versuche des Startteams und der Missions-Manager ist uns im Grunde die Zeit bei der Lösung der Probleme weggelaufen."

In fernerer Zukunft ist der Raumtransporter für Mars-Missionen vorgesehen. Bei diesem ersten Start wollte die Nasa unter anderem den Hitzeschild von "Orion" überprüfen, der beim Wiedereintritt in die Atmosphäre mit einer Geschwindigkeit von 32.000 Kilometer pro Stunde Temperaturen von 2200 Grad Celsius aushalten muss. Auch die Trennung der Kapsel, die etwa fünf Meter Durchmesser hat, von der Rakete beim Start sowie die Landung per Fallschirm im Ozean sollten erstmals getestet werden. Mit Spannung erwarteten die Nasa-Ingenieure zudem das Ergebnis von Messungen, wie hoch die Strahlenbelastung in der Kapsel ist. Schon vor dem Start von "Orion" sprachen die Nasa-Verantwortlichen in Cape Canaveral vom Beginn einer neuen Ära. "Wir hatten dieses Gefühl schon lange nicht mehr - seit dem Ende des Shuttle-Programmes", erklärte der führende Flugdirektor Mike Sarafin.

Die berühmten Space Shuttles waren 2011 auch aus Kostengründen eingemottet worden. Das bedeutete, dass US-Astronauten seither auf teure Mitfluggelegenheiten in russischen Sojus-Kapseln angewiesen waren, um zur Internationalen Raumstation ISS zu kommen. Ausgaben von mehr als 50 Millionen Dollar (40 Millionen Euro) pro Flug musste auch das Budget der US-Raumfahrtbehörde erst einmal verkraften. "Die bedeutendste Nation der Welt sollte bei der Raumfahrt nicht auf ein anderes Land angewiesen sein", betonte daher Nasa-Chef Charles Bolden bei jeder Gelegenheit. Ab 2017 wollen die USA wieder mit eigenen bemannten Transportern im Weltall unterwegs sein. Während aber die Nasa ihre Transporter bisher stets selbst entwickelt hat, holt sie sich jetzt - ein Paradigmenwechsel - Hilfe von außen: Die US-Firmen Boeing und SpaceX bekommen insgesamt 6,8 Milliarden Dollar (etwa 5,2 Milliarden Euro) für die Entwicklung neuer Raumtransporter und je zwei bis sechs Flüge.

Das Projekt "Orion" selbst ist noch ehrgeiziger angelegt. Damit sollen langfristig bis zu sechs Passagiere ins Weltall gebracht werden, weiter als je zuvor. "Dies ist unser nächster Schritt auf dem Weg zum Mars, und es ist ein großer", sagte William Gerstenmaier, einer der Nasa-Chefs für bemannte Raumfahrt.

"Mars wird kein US-Alleingang"

Der erste bemannte Flug mit einer "Orion"-Kapsel soll frühestens 2021 stattfinden. Die Nasa hat zunächst vor, Astronauten auf dem Mond sowie auf einem Asteroiden landen zu lassen. Ab Mitte der 2030er Jahre hat man dann die ersten Flüge zum Mars im Visier.

Auch Russland beabsichtigt in absehbarer Zeit den Start einer bemannten Mission zum Mars. Oleg Ostapenko, Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, geht davon aus, dass eine solche historische Reise nur in Gemeinschaft möglich ist. Er rechnet daher auch mit den USA sowie mit Europa - und mit der aufstrebenden Raumfahrtmacht China. Hier ist die Nasa bisher zurückhaltend. Ostapenko ist aber optimistisch. "Die USA werden einsehen, dass niemand im Alleingang Menschen zum Mars und zurück bringen kann", meinte der Russe.