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Nachdem mir die erste Staffel von "Taxi Orange" zur Überraschung vieler gefallen hatte, fragen sie mich nun, was ich von der Fortsetzung halte. Und es ist nicht sonderlich originell, was ich antworte (originell wäre wahrscheinlich, wie immer bei Konvertiten, ein nun konträres Urteil): mir gefällt auch die zweite Staffel. Sie verspricht sogar noch interessanter zu werden, denn die Vorgänge in der TV-WG sind dieses Mal deutlich konfliktträchtiger als bei der ersten Folge. Diesmal spürt man deutlich die Klaustrophobie des Zusammengepferchtseins, die psychische Anspannung, Emotionen zurück halten zu müssen, und die Zwangsituation, mit fremden Menschen die gesamte Zeit unter Beobachtung verbringen zu müssen. Nicht schön anzusehen, aber spannend.
Typisch, dass die Österreicher sofort die beiden problematischesten Charaktere per Voting zu Lieblingen erwählt haben: Didi und Alex. Das ist das Orsolics-Syndrom: die Liebe zum "potscherten Leben", die diese beiden unbeholfenen, emotional ungefestigten Burschen exemplarisch verkörpern. Aber auch die Frauen/Männer-Rivalitäten, das Sympathieverhalten der Bundesländer zu "ihren" Kandidaten (die Vorarlberger würden wohl selbst einem Murmeltier aus ihrem Land die höchste Wertung geben) und die mediale Hybris (wie etwa von "TV-Media", das jede Woche Dinge von den "Insaßen" weiß, wovon nicht einmal jene selbst etwas ahnen) zeigen sich in und im Umfeld dieser Sendung erstaunlich transparent und ernüchternd realistisch. Es ist also durchaus Bildungsfernsehen, was der ORF da neuerlich - unter diesmal deutlich weniger erregten Kommentaren und Kritiken - laufen lässt.