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Orthodoxe im Kosovo klagen über Diskriminierung

Von WZ Online

Europaarchiv

Die serbisch-orthodoxe Kirche beklagt die Diskriminierung von Serben im Kosovo. So würde der Minderheit im Alltag das in der Verfassung garantierte Recht auf den Gebrauch der serbischen Sprache verweigert, zudem gebe es zahlreiche Übergriffe auf das Eigentum und die Institutionen der noch im Kosovo lebenden Serben.


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In einer Aussendung des Informationsdienstes der Kommission Kirche und Gesellschaft der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa wird auf die Schilderung von Snezana Borzanovic verwiesen, einer der wenigen in der kosovarischen Hauptstadt Pristina verbliebenen Mitglieder der serbischen Gemeinschaft. Sie erzählt, dass die Verkäufer in Geschäften, in denen sie immer eingekauft habe, nun von ihr verlangen, Albanisch zu sprechen. Dabei könnten sie gut Serbisch und hätten diese Sprache bis vor kurzem in Gesprächen mit Borzanovic benutzt. In Pristina wohnen derzeit nur noch rund 50 Serben.

Indessen hätten sich in "Kosovo-Metohija" auch ethnisch motivierte Diebstähle gehäuft. Der Sender KiM Radio berichtete vom Fall der serbischen Familie Slavic, die bisher elf Mal von Dieben heimgesucht worden sei. Der Gesamtwert der gestohlenen Güter wird auf 15.000 Euro geschätzt. Der Familie Slavic wurden zwei Traktoren und mehrere Haustiere gestohlen, darüber hinaus Getreide und Klee. Neben einem Minimalgehalt ist Landwirtschaft der einzige Broterwerb der Familie.

In Pec, der alten Residenzstadt der serbischen Patriarche, sei der orthodoxe Friedhof völlig verwüstet worden, hieß es in dem Bericht weiter. Einige Mitglieder einer serbischen Frauenvereinigung, die unlängst zusammen mit einem Reporter der Belgrader Tageszeitung "Glas javnosti" ("Die Stimme der Öffentlichkeit") diesen Friedhof besucht haben, fanden ihn in einem "schaurigen Zustand".

In einem Bericht schrieben sie, dass Hunderte von serbischen Gräbern entweder völlig zerstört oder umgegraben worden seien. Die gusseisernen Grabzäune der meisten Gräber wurden beschädigt oder gänzlich entfernt. Überall fanden die Besucher Splitter von zerstörten Grabmalen, Grabplatten und Kreuzen. In vielen offenen Gräbern konnte man sogar die Knochen der Verstorbenen sehen, beklagte der serbisch-orthodoxe Informationsdienst.

Der mehrheitlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich im Februar ungeachtet serbischer Proteste für unabhängig erklärt. Rund 50 Staaten, darunter auch Österreich, haben die Unabhängigkeit der ehemaligen serbischen Provinz mittlerweile anerkannt. Zu den Unterstützern der Unabhängigkeit des Kosovo zählen unter anderem auch die USA, Japan und 22 der 27 EU-Staaten