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Nun ist es also Gewissheit: Die Internationalen Haydntage, bisher untergebracht auf Schloss Esterházy, verlieren ihren Stammsitz (siehe Seite 28). Das stimmt nicht nur traurig, es ist bestürzend: Seit Ende der 80er Jahre hat sich in Eisenstadt ein Festival etabliert, das nebst Publikumslieblingen einen Überblick über gängige Haydn-Lesarten bietet, vom romantischen bis zum "historisch informierten". Und dass sich dies Füllhorn über dem barocken Haydnsaal ausschüttet, freut nicht nur das Auge. Die Ortswahl ist auch darum sinnvoll, weil Haydn ebenda sein Hofmusikerleben im Dienste der Fürsten Esterházy fristete. Dass deren gewerbliche Nachfahren, die Esterházy-Betriebe, das etablierte Festival 2017 vor die Tür setzen: das ist eine befremdliche Tat, die sich, nun ja, wohl nur durch eine Verlegung der Opernfestspiele St. Margarethen in eine Telefonzelle toppen ließe.
Den Versuch, einen Schuldigen zu ermitteln, sollte man dennoch unterlassen. Gewiss, die großgrundbesitzende Esterházy-Stiftung scheint sich in letzter Zeit mehr und mehr als Kulturveranstalter auf eigenem Boden zu gefallen (wie seit dem Vorjahr im erwähnten St. Margarethen). Andererseits hat die Leitung der Haydntage wohl auch ein wenig Vogel Strauß gegenüber den (langfristig bekannten) Forderungen ihres Vermieters gespielt.
Der tiefere Grund für das Zerwürfnis dürfte in einer grimmigen Dynamik liegen - nämlich im jahrelangen Zwist zwischen der Esterházy-Stiftung und der Landespolitik. Man wird den Eindruck nicht los, dass nun auch auf Festivalfront alte Rechnungen beglichen wurden. Das Ergebnis ist ein hässlicher Paukenschlag.