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Osama bin Laden ist tot

Von WZ Online

Politik

US-Staatsfeind Nummer eins nach zehnjähriger Jagd gefasst. | Leiche wurde bereits im Meer bestattet. | Identität wird mittels Gentest überprüft. | Freudenfeiern in den USA. | Washington. Der Terrorführer Osama bin Laden ist tot. "Heute kann ich bekanntgeben, dass die USA eine Operation durchgeführt haben, bei der Osama bin Laden getötet wurde", sagte US-Präsident Barack Obama am späten Sonntagabend in einer aus dem Weißen Haus in Washington übertragenen Fernsehansprache. "Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan", sagte er. | Osama bin Laden - ein Leben für den 'Heiligen Krieg' | Das Leben von Osama bin Laden - Biografie | Zehn Jahre Jagd auf Osama bin Laden | Warnung vor erhöhter Terrorgefahr | USA im Freudentaumel | Börsen reagierten positiv | Reaktionen auf Bin Ladens Tötung | Obama-Rede in Wortlaut und Video


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Bin Laden sei schon vor geraumer Zeit in Pakistan aufgespürt worden, berichtete der US-Präsident. Schon im August sei er von einer "Spur" zu Bin Laden unterrichtet worden. Nachdem sich die Hinweise auf den Aufenthaltsort des Terrorführers verdichtet hätten, habe er vergangene Woche die US-Sicherheitskräfte beauftragt, bin Laden "der Gerechtigkeit zuzuführen". Bin Laden sei in einer gezielten Aktion nach einem Feuergefecht getötet worden, seine Leiche befinde sich in US-Gewahrsam. Er sei durch einen Kopfschuss getötet worden, berichtete der TV-Sender CNN unter Berufung auf Kongressmitglieder in Washington.

Die Leiche des getöteten Al-Kaida-Chefs ist laut US-Fernsehberichten bereits im Meer beigesetzt worden. Bin Ladens Leiche sei im Einklang mit den muslimischen Traditionen im Meer bestattet worden, berichteten die TV-Sender CNN und MSNBC unter Berufung auf US-Regierungskreise am Montag. Ein US-Beamter hatte zuvor vor Journalisten erklärt, es werde sichergestellt, dass der Umgang mit der Leiche "im Einklang mit islamischen Praktiken und islamischer Tradition" stehe. Das sei "etwas, dass wir sehr ernst nehmen, und deshalb wird das in einer angemessenen Weise gehandhabt".

Bei der Aktion seien keine US-Amerikaner zu Schaden gekommen und man habe danach getrachtet, zivile Opfer zu vermeiden. Obama betonte, dass die Tötung bin Ladens nicht gegen den Islam gerichtet sei. "Die USA werden nie in einen Krieg mit dem Islam treten. Bin Laden war kein Islamistenführer, er war ein Massenmörder."

Pakistanischer Geheimdienst bestätigt Todesmeldung

Der pakistanische Geheimdienst hat den Tod von Bin Laden bestätigt. Der Führer des Terrornetzwerkes sei in einer "Geheimdienstoperation" getötet worden, sagte ein Vertreter der Sicherheitsbehörden der Nachrichtenagentur AFP in Islamabad.

Obama sagte, dass pakistanische Sicherheitskräfte an der US-Kommandoaktion gegen Osama bin Laden beteiligt gewesen seien. Obama lobte diesbezüglich ausdrücklich den Beitrag des pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari. In seiner Fernsehansprache bezeichnete es der US-Präsident als "bedeutsam", dass sich Pakistan weiterhin am Kampf gegen den Terrorismus beteilige.

Auch ein Sohn Bin Ladens und drei seiner Wachleute seien ums Leben gekommen. Die drei Ehefrauen des Top-Terroristen, sechs weitere Bin-Laden-Söhne sowie vier enge Mitstreiter wurden den Angaben zufolge festgenommen. Namen wurden zunächst nicht bekannt.

Identität-Prüfung mittels Gentest

Die USA überprüfen die Identität des getöteten Al-Kaida-Chefs mit einem Gentest. Experten hätten Techniken zur Gesichtserkennung eingesetzt, um die Identifizierung des langjährig Gesuchten sicher zu stellen, sagte ein US-Regierungsvertreter am Montag. Zudem werde nun die DNA der Leiche untersucht. Das Ergebnis werde in wenigen Tagen zur Verfügung stehen.

Dem Regierungsvertreter zufolge wurde eine Live-Aufnahme vom Einsatz der Sondertruppen zur Tötung bin Ladens ins Hauptquartier des US-Geheimdienstes CIA in Washington übertragen. CIA-Chef Leon Panetta und weitere Geheimdienstmitglieder hätten die 40-minütige Aktion verfolgt. "Als klar war, dass der Einsatz ein Erfolg war, gab es von den CIA-Leuten einen ziemlich kräftigen Applaus", fügte er hinzu.

Gefälschtes Leichen-Foto

Ein Foto mit dem entstellten Gesicht der Leiche bin Ladens, dass mehrere pakistanische Fernsehsender gezeigt hatten, entpuppte sich als Fälschung. Das Bild kursierte bereits 2009 im Internet, sagte Rana Jawad vom privaten pakistanischen Fernsehsender Geo am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Nachdem der Fehler bei einer Kontrolle auffiel, wurde es zurückgezogen.

Freudenfeiern in den USA

Die schon vor Obamas TV-Ansprache vom Fernsehsender CNN verbreitete Nachricht der Tötung des US-Staatsfeindes Nr. 1 löste spontane Freudenfeiern in den USA aus. Hunderte Menschen versammelten sich vor dem Weißen Haus, wo sie US-Fahnen schwenkten und den Tod des Terrorpaten bejubelten. "Das ist der schönste Tag in der US-Geschichte", zitierte CNN die Aussage eines Bürgers.

Auch auf Ground Zero in New York versammelten sich Hunderte Menschen, um das Ende von Terroristenanführer Osama bin Laden zu feiern. Viele schwenkten US-Fahnen, und Champagnerflaschen wurden geköpft. "Was für ein wunderbarer Tag", rief ein New Yorker aus. "Endlich ist es so weit."

Bin Laden gilt als Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001, die sich heuer zum zehnten Mal jähren. In New York und Washington waren damals knapp 3.000 Menschen ums Leben gekommen, als Al-Kaida-Terroristen Flugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers und das Pentagon steuerten.

Laut CNN wurde Bin Laden auf einem Anwesen außerhalb der pakistanischen Hauptstadt Islamabad getötet. US-Präsident George W. Bush (2001-2009) hatte sich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 jahrelang vergeblich bemüht, Bin Laden aufzuspüren. Er meldete sich immer wieder in Video- und Audiobotschaften zu Wort und rief seine Anhänger zum Heiligen Krieg gegen den Westen auf. In jüngster Zeit war es aber still um Bin Laden geworden, als Sprachrohr des Terrornetzwerks fungierte sein Stellvertreter Ayman al-Zawahri (Sawahiri).

Größter Erfolg für Obama

Der Tod bin Ladens gilt als großer Erfolg für US-Präsident Obama. Nach seinem Amtsantritt hatte er den Schwerpunkt des Anti-Terror-Kampfes auf Afghanistan gelegt und die US-Truppenstärke dort massiv erhöht. Obama hatte seinem Vorgänger im Wahlkampf vorgeworfen, nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 nicht entschlossen genug in Afghanistan gegen das Terrornetzwerk Al Kaida vorgegangen zu sein und die Chance ausgelassen zu haben, Bin Laden dort aufzuspüren. Die USA hatten ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar (16,8 Mio. Euro) auf bin Laden ausgesetzt. (APA/Reuters/dpa/AFP)

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