Zum Hauptinhalt springen

ÖSL bringt EnergieAllianz ins Wanken

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die Österreichische Stromlösung (ÖSL) alias Energie Austria bringt die EnergieAllianz (EA) ins Wanken. Die Zukunft der gemeinsamen Gesellschaft von Wienenergie, EVN, Bewag/Begas, Linz AG und Energie AG OÖ ist ungewiss. Denn dem Strombündnis kommen durch die Annäherung zum Verbund-Konzern sowohl die Großkunden als auch der Stromhandel abhanden. Der EA bleiben gerade noch die Kleinkunden, doch diese wollen die Regionalversorger lieber selbst betreuen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Durch das Zustandekommen der Stromlösung ist folgendes fix: Die Großkunden ab 4 Gigawattstunden werden ab kommenden Jahr in der "e&s" gemeinsam mit dem Verbund betreut. Die EnergieAllianz wird ihren gesamten Kundenstock, darunter Billa, Baumax, Hartlauer, Wienerberger, Palmers, Kika/Leiner, Shell, BP, Nordsee, Erste Bank und Bank Austria, in den neuen Großkundenvertrieb einbringen.

Der Stromhandel wird zu zwei Drittel Verbund-Sache. Dazu wird das EA-Handelshaus e&t aufgelöst und mit der Verbund-Tochter APT (Austria Power Trading) verschmolzen. Die e&t-Geschäftsführer, Herbert Landrichter und Paul Kaluza, haben gute Chancen, in der "APT neu" gewichtige Positionen zu besetzen. Doch da nun zwei wichtige Geschäftsbereiche der Allianz wegbrechen, stellt sich die Frage, welche Aufgaben deren Geschäftsführer Paul Jankowitsch und Eduard Uhl noch wahrzunehmen haben. Die Allianz-Partner scheinen derzeit unschlüssig, wie es mit der GesmbH weitergehen soll. Auf alle Fälle muss eine neue strategische Ausrichtung definiert werden, diese hängt wesentlich vom Ausgang des ÖSL-Kartellverfahrens ab.

Vor allem der EVN wird nachgesagt, dass sie mit der Allianz keine rechte Freude mehr hat. Für die Oberösterreicher hingegen steht die EA nicht zur Disposition. Energie AG-Chef Leo Windtner hält sich aber auf die Frage, welche Rolle die Allianz weiterhin spielen soll, bedeckt: "Die EnergieAllianz verliert natürlich das Großkundengeschäft, Kunden samt Verträgen werden zur Gänze eingebracht. Aber sie wird das Kleinkundensegment im Rahmen der regionalen Energieversorger abdecken." Bisher wollte allerdings noch kein lokaler Energiekaiser seine Haushalts- und Kleinkunden aus der Hand geben und der Betreuung der EnergieAllianz GesmbH überlassen. Man konnte sich bislang nicht einmal auf ein gemeinsames EA-Presseteam einigen.

Die ÖSL nur Probehe?

Wie aber steht es um die ÖSL? Ist diese gar nur eine Probe- ehe auf Zeit? "In ein oder zwei Jahren können wir sagen, ob sich die Konstruktion bewährt hat." Leo Windtner ist zurückhaltend, wenn er auf die Erfolgsaussichten der ÖSL angesprochen wird. Er scheint von der Verbindung noch nicht durch und durch überzeugt. Und das, obwohl die Animositäten, die noch vor kurzem zwischen seinem Unternehmen, der EVN, aber auch der Wienenergie bestanden haben, beigelegt scheinen. Immerhin konnte sich Windtner innerhalb der Allianz durchsetzen: Der Anteil der Energie AG wurde von 17 auf 20% auf Kosten der Begas aufgewertet. "Damit können wir leben." Lob erntet der Verbund. "Dort sind konstruktive Kräfte am Werk."

Die ÖSL steht vorerst nur als grobes Gerüst. Business-Pläne sind ausständig und Personalfragen offen. Doch die Zeit drängt. Anfang 2003 sollten sowohl die Handelsgesellschaft APT als auch der Großkundenvertrieb e&s - eine Zwei-Drittel-Tochter der Regionalversorger - ihre Arbeit aufnehmen. "Es ist ein Fehlstart, wenn die Gesellschaften dann nicht tätig werden," macht Windtner klar. Bis zum Jahresende müssen ebenfalls die Mitspracherechte in den zwei neuen Gesellschaften geklärt werden. Für manchen Job gibt es schon Kandidaten. Die Personalfrage ist entscheidend, sagt der Energie-AG-Vorstand. "Wir brauchen in der e&s starke Geschäftsführer, die dürfen nicht am Gängelband der EVU hängen: Damit steht und fällt die Stromlösung." Windtner ist für größtmögliche Autonomie der Leitung. Er setzt nach: "Separatismus können wir uns nicht mehr leisten. Eine Abnabelung von den Müttern ist unbedingt notwendig." Obwohl die Posten von den Landesversorgern besetzt werden. Die Energie AG bringt sich so gut wie möglich in Stellung und wird ihre stärksten Leute sowohl in die Großkundengesellschaft e&s als auch in die APT schicken. Der gemeinsame homogene Auftritt der neuen Strompartner wird für Windtner zur Nagelprobe, das Vertreten von Partikularinteressen sei vollkommen unangebracht und kontraproduktiv: "Sonst besteht die Gefahr, dass die Stromlösung zerspleißt."