Wer Samstag nicht "Zum Ausziehen verführt" (ORF1) werden wollte und keine Lust auf Volksmusik (ORF2) hatte, aber den Fernsehabend dennoch ohne Werbeunterbrechungen unterhaltsam verbringen wollte, der landete wohl bei "Stubbe - Von Fall zu Fall" im ZDF. Denn der Sklavenaufstand von Haiti (arte) oder Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" (3sat) wären doch etwas sperrigere Kost gewesen.
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Die 40. Folge der seit 1995 laufenden Stubbe-Serie zeigt den aus Dresden nach Hamburg übersiedelten Kriminalhauptkommissar in seiner gewohnt stur-bedächtigen Art und seine eher emotionalen Lösungsansätze. Der wohltuend langsame Krimi leuchtet auch in den Ossi-Wessi-Hintergrund; das etwas bizarre Privatleben mit Tochter und skurriler Schwiegertante rundet das Bild des bescheidenen, Rad fahrenden Witwers Stubbe sympathisch ab.
Die Serie steht und fällt mit dem bald 65-jährigen Hauptdarsteller Wolfgang Stumph, der weiter in Dresden lebt und den Prototyp des verschmitzten Sachsen gibt. Man spürt, dass er eigentlich vom Kabarett kommt, dessen Bühne er noch in der Deutschen Demokratischen Republik betreten hatte. Sein Durchbruch war ihm dann 1991 mit dem Kinofilm "Go Trabi Go" als Deutschlehrer gelungen, der mit seiner Familie nach der Wiedervereinigung auf Goethes Spuren mit einem Trabant nach Italien reist.
Auch die Samstag-Folge der Serie zeigte wieder, dass es Stumphs brillante Darstellung ist, die "Stubbe" mit wechselnden Drehbuchautoren und Regisseuren zum ZDF-Quotenhit (sechs Millionen Zuseher und 20 Prozent Marktanteil) gemacht hat.