Biowelle erfasst auch schon Schokohasen. | Schon tausende biologische Produkte. | Bereits 6,1 Prozent Anteil im Handel. | Wien. 1983 gab es in Wien gerade einmal zwei Bio-Geschäfte. Diese hatten ein eher überschaubares Angebot aus wenigen hundert Produkten. Heute kann man hier an rund 3800 Standorten zwischen Bauern- und Supermarkt rund 7000 verschiedene Bio-Produkte kaufen - bundesweit sind es gut 10.000 Geschäfte mit Bio-Sortiment.
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"Es gibt in dieser Sparte schon ziemlich alles bis hin zum Bio-Schokoosterhasen. Speziell Ostern als zweites großes Ess-Fest nach Weihnachten wird den Bio-Erzeugern auch heuer wieder Rekordabsätze bringen", sagt Wilfried Oschischnig, Sprecher des Erzeuger-Verbandes "Bio Austria".
Mit einem Anteil von 6,1 Prozent am gesamten Lebensmittelhandel haben biologisch erzeugte (und falls importiert meist fair gehandelte) Lebensmittel längst den Sprung aus der Besserverdiener- oder Esoterik-Nische heraus geschafft. "Einen Verzicht auf Bio-Ware kann sich kein größerer Anbieter mehr leisten", so Oschischnig.
860 Millionen Umsatz
Von anderen Sparten staunend registriert, betrug die jährliche Zuwachsrate im Bio-Lebensmittelhandel im Vorjahr 20 Prozent. Das waren respektable 690 Millionen Euro Umsatz bundesweit. Dazu kommen immer mehr auf Bio setzende Gemeinschaftsküchen in Spitälern, Kantinen, Schulen oder Kindergärten mit weiteren 40 Millionen.
Nimmt man noch die Direktvermarktung ab Hof sowie den Export (mit je rund 60 Millionen Euro Umsatz) dazu, kommt man auf einen Bio-Kuchen von derzeit insgesamt 860 Millionen Euro in Österreich (Deutschland: 4,6 Milliarden, EU: 14,3 Milliarden Euro).
"Wir bieten in unserer Bio-Schiene Ja, natürlich! bereits rund 630 verschiedene Produkte an und es könnten durchaus noch mehr werden", erklärt etwa Rewe-Sprecherin Corinna Tinkler. Rewe versorgt Ketten wie "Billa" oder "Merkur", wo es zumindest in den größeren Filialen längst auch offene Bio-Wurstoder -Käse-Sorten gibt.
Aber auch Diskonter wie Hofer oder Penny haben längst eigene Bio-Schienen aufgebaut - was aufgrund der teils deutlich niedrigeren Preise so manchen Kunden an der Authentizität zweifeln lässt. "Das ist absolut unbegründet. Die EU-Bio-Verordnung und die damit zusammenhängenden Kontrollen der Bauern und Produzenten sind so streng, dass hier durchgehend von gleicher, hoher Qualität gesprochen werden kann", versichert Oschischnig, dessen Verband 14.000 der 20.200 heimischen Bio-Landwirte vertritt - "der größte derartige Verband weltweit", betont Oschischnig.
Die Preisunterschiede liegen laut Bio-Austria "in den geringeren Gewinnspannen, die Hofer oder Penny einfahren. Die Bauern bekommen das gleiche Geld für ihre Ware". Wie Rewe-Sprecherin Tinkler kontert, "haben die aber nicht unserer Angebotsvielfalt, was einfach einen höheren logistischen und administrativen Aufwand bedeutet".
Dennoch übersteigt die Nachfrage das Angebot zunehmend. Besonders beim Bio-Fleisch oder gar beim Fisch sind die Regale oft schnell ausverkauft - oder gar nicht gefüllt. "Speziell Schweine sind in biologischer Landwirtschaft sehr schwer zu halten; auch beim Fisch gibt es nur wenige heimische Produzenten", gibt Bauernsprecher Oschischnig zu.
Enorme Exportanfragen Zwar hat Bio-Fleisch mit einem Anteil von lediglich 3,5 Prozent am heimischen Gesamtfleischverbrauch noch einen vergleichsweise geringen Stellenwert - der hat sich aber im Vorjahr (von 1,4 Prozent im Jahr 2006) mehr als verdoppelt.
Speziell Bio-Restaurants - bundesweit gibt er bereits 50 zertifizierte Lokale - leiden unter den Versorgungsengpässen. Der Thermen-Hotel-Betreiber Robert Rogner jun. etwa spricht bereits Abnahmegarantien für Bio-Bauern aus, die sich in der Umgebung seines komplett biologisch verpflegten 320-Betten-Betriebes in der steirischen Thermenregion bei Fürstenfeld ansiedeln.
"Österreich hat zwar europaweit mit Abstand die meisten Biobauern, aber wir können weder die Nachfrage im Inland, und schon gar nicht die enormen Exportanfragen von Großbritannien bis Italien decken", sagt Oschischnig.
Der Verzicht etwa auf viele heute in der konventionellen Tierzucht erlaubte Medikamente oder Antibiotika macht die Arbeit mühsamer. Wer Bio produziert, muss jederzeit mit unangemeldeten Kontrollen rechnen.
Derzeit beraten Experten von Bio Austria sowie in Landwirtschaftsministerium und -kammer über Maßnahmen, mit denen man 10.000 weitere Bauern zum Umsteigen auf Bio-Produktion bewegen kann.
Wobei die zunehmend benötigten Produktionsflächen für "normale Landwirtschaft, Biosprit-Rohstoffe und echten Bio-Landbau ja bei uns leider nicht unbeschränkt vorhanden sind", wie der niederösterreichische Agrarier Maximilian Hardegg zu denken gibt: "Man wird sich dann wohl oder übel auf einen Schwerpunkt konzentrieren müssen".
Bedenkliches in der Osternascherei
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) warnt vor bedenklichen Zusatzstoffen in Kinder-Osternaschereien. Testkäufer wurden auch heuer wieder fündig. Im Detail handelt es sich um folgende (Farb-)Stoffe:
Tartrazin (E 102),
Gelborange (E 110),
Azorubin (E 122),
Cochenillerot (E 124),
Chinolingelb (E 104).
Der Verzehr dieser Stoffe, die in zahlreichen süßen Osterprodukten vorkommen, könne laut Untersuchungen der britischen "Food Standards Agency" (FSA) mitverantwortlich für hyperaktives Verhalten von Kindern sein. Konkret finden sich diese Stoffe laut Testmagazin "Konsument" in bunten "Haribo" Knuspereiern , "Manner" Schaumhenderln oder "Casali" Schokobananen-Eiern . Empfohlene Alternative: pflanzliche Farbstoffe.
Der "Verein gegen Tierfabriken " warnt vor Eierkauf bei der Lebensmittel-Kette "Unimarkt" : Statt regionaler Produkte würden den Konsumenten dort gefärbte Käfig-Eier aus Holland verkauft, heißt es in einer VGT-Aussendung.
Die bunten Eier seien auf der Packung weder nach Haltungsform noch nach Herkunft gekennzeichnet. Bei genauer Kontrolle sei der Stempel einer holländischen Legebatterie identifiziert worden, klagt der VGT. Laut Unimarkt-Sprecher Rene Netzel besteht keine gesetzliche Kennzeichungspflicht von gekochten Eiern.
Das Färben selbst ist auch in der EU-Ökoverordnung (noch) nicht genau definiert. Das Gesundheitsministerium empfiehlt "naturidente Farbstoffe" , die "Agrarmarkt Austria" (AMA) verweist auf ihr Gütesiegel : Wo dieses drauf sei, sei nicht zwingend Bio drin, aber ganz sicher kein Käfig-Ei. Huhn-Käfighaltung ist in Österreich ab 2009, in der EU ab 2012 verboten .