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Österreich als europäische Drehscheibe

Von Claudia Peintner

Wirtschaft

40 Prozent des gespeicherten Gases gehen ins Ausland. | Sondersituation in Westösterreich. | Wien. Das Gasangebot in Österreich kommt zu vier Fünfteln aus Importen und zu knapp einem Fünftel aus Inlandsförderung.


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Österreich hat als erstes europäisches Land im Jahre 1968 einen Liefervertrag über russisches Erdgas abgeschlossen. Neben den Lieferungen von der Gazprom gibt es Geschäftsabkommen mit norwegischen und deutschen Gasproduzenten. Vertraglich kommt das Gas zwar aus den beiden europäischen Staaten über den Einspeisepunkt Oberkappel nach Österreich. Rein physisch handelt es sich dabei, entgegen der oftmals verbreiteten Meinung, ebenfalls um zumeist russisches Gas. Laut E-Control kaufen nämlich auch Norweger und Deutsche in Russland zu: Es sei üblich das Gas unter europäischen Gasfirmen zu tauschen, um sich dadurch Transportkosten zu ersparen.

Österreich fungiert in Europa als bedeutendes Transitland für Erdgas von Russland nach Süd- und Westeuropa. Von der im Jahr 2007 importierten Gasmenge (37,1 Milliarden Kubikmeter) wurden rund 80 Prozent wieder exportiert.

Gas aus dem Speicher

Das Gas aus Russland gelangt über die Ukraine durch die drei Gasleitungen Bratsvo (Bruderschaft), Severnoje Sijanye (Nordlicht) und Pomary-Uzhgorod (zwei Orte) zur niederösterreichischen Erdgasdrehscheibe Baumgarten. Von dort wird es durch verschiedene Leitungssysteme weiter geliefert: Die TAG (Trans-Austria-Gasleitung) bringt Erdgas nach Italien, Slowenien, Kroatien und in die südlichen Bundesländer. Die WAG (West-Austria-Gasleitung) transferiert das Erdgas in die nördlichen Teile Österreichs, nach Deutschland und Frankreich. Die HAG (Hungaria-Austria-Gasleitung) befördert Gas nach Ungarn.

Aufgrund der Drehscheibenfunktion hat Österreich schon früh begonnen, umfangreiche Speicherkapazitäten aufzubauen. So hat die OMV-Tochter EconGas circa 1,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas eingelagert, das die heimische Gasversorgung für etwa drei Monate garantiert. In Zeiten, in denen kein russisches Erdgas nach Baumgarten fließt, können teils auch österreichische Export-Länder auf die Gasvorräte zurückgreifen. Konkret stehen 60 Prozent des gespeicherten Gases für den Inlandsbedarf zur Verfügung, 40 Prozent sind etwa für Slowenien oder Ungarn reserviert.

Während die Zone Ost derzeit auf die Gasspeicher zurückgreift, fließt noch russisches Gas in die Zonen Tirol und Vorarlberg. Der Grund: Die beiden Bundesländer beziehen ihr Gas von deutschen Lieferanten. Und Deutschland, das etwa 40 Prozent aus Russland kauft, bezieht das Gas auch über Leitungen, die nicht durch die Ukraine führen.