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Österreich als Sprungbrett für Osteuropa

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Ist es der ideale zentraleuropäische Standort, die Mentalität, das Know-how im Osten, die Fachkräfte, die Steuern oder der Lebensstandard, weshalb internationale Konzerne an Österreich als Zentrale für ihr Osteuropa-Geschäft festhalten? Rund 1.000 internationale Unternehmen setzen bereits auf Österreich, und es werden immer mehr. Die meisten von ihnen sind zuversichtlich, dass diese Position auch in einer erweiterten EU halten wird.


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Eigenlob riecht angeblich nicht gut, scheint in Sachen Standortpolitik aber berechtigt. Irgendetwas haben wir richtig gemacht, sonst hätten nicht Multis wie Siemens, Henkel, Alcatel, Coca-Cola, Hewlett Packard, Master Foods und McDonalds gerade Österreich als Stützpunkt für ihr Osteuropa-Geschäft gesetzt. Und das Interesse reißt trotz Konjunkturflaute nicht ab. Im Vorjahr entschieden sich klingende Namen wie Amex, Optime, Western Union, JVC International, Acer Communications & Multimedia Europe, Samsung Semiconductor und Classic Electronik für Österreich als Headquarter für ihre Ost-Expansion.

Inzwischen steuern mehr als 1.000 internationale Unternehmen ihre Aktivitäten in Zentral- und Osteuropa von Österreich aus, rechnet die Austrian Business Agency (ABA) vor. Über 16.000 Joint Ventures wurden von Österreich aus in diesen Märkten geschlossen. Vom Flughafen Wien-Schwechat (Vienna International Airport) aus werden über 30 osteuropäische Ziele angeflogen, mehr als von jedem anderen europäischen Flughafen.

Neben seiner zentralen geographischen Lage verfügt Österreich über ein umfassendes Netzwerk an Finanzinstituten, Anwälten, Steuerexperten und Unternehmensberatern mit dem für Geschäfte auf den mittel- und osteuropäischen Märkten notwendigen Know-how, heißt es von der ABA, die als offizieller Ansiedlungsberater im Dienst des Wirtschaftsministeriums für den Wirtschaftsstandort wirbt.

Für Coca Cola etwa ist Wien Headquarter für nicht weniger als 48 Länder. Von hier aus werden der zentral- und osteuropäische Raum, die eurasische Region und der Mittlere Osten betreut. Eine kleine, aber hochspezialisierte Mannschaft von 40 Mitarbeitern widmet sich ausschließlich strategischen Aufgaben. "Wir trainieren und coachen unsere Kollegen in den Ländern und helfen ihnen bei der Entwicklung ihrer lokalen Strategie", erklärt Steve Leroy, Communication Director von Coca Cola Österreich. Für die Wahl Wiens als eine von drei europäischen Coca-Cola-Zentralen (neben London und Brüssel) habe vor allem die räumliche Nähe zu den osteuropäischen Ländern gesprochen. "Unter den von uns betreuten Ländern brauchen die Nachfolgestaaten des ehemaligen Ostblocks am meisten unsere Unterstützung, etwa in Sachen PR", so Leroy.

Siemens Österreich trägt seit 1994 die Gesamtverantwortung für das Geschäft in den Ländern Slowakei, Slowenien und Kroatien. Im März 1996 kam Bosnien-Herzegowina dazu, 1999 folgte die Bundesrepublik Jugoslawien (die heutige Union Serbien und Montenegro sowie der Kosovo), Ende März wurde Siemens Österreich zusätzlich die Gesamtverantwortung für Rumänien übertragen. "Bei der Übernahme der Verantwortung für diese Nachbarstaaten erzielten wir in diesen Ländern mit rund 100 Mitarbeitern ein Geschäftsvolumen von rund 70 Mill. Euro", erinnert sich Siemens Generaldirektor Albert Hochleitner. "Heute erarbeiten in der Region 1.400 Mitarbeiter einen Umsatz von 500 Mill. Euro. Für uns ist das heute ein Wirtschaftsraum mit 56 Millionen Menschen und dem Headquarter in Wien."

Die Österreich-Tochter der internationalen Mars-Gruppe, Masterfoods Austria, spielt gleichfalls schon seit vielen Jahren eine Sonderrolle im Konzern. In der Vergangenheit konnte sich der Österreich-Standort in zweierlei Hinsicht profilieren. Zum einen baut eine interne Unit die osteuropäischen Standorte auf. Länder wie Slowenien, Kroatien, Bulgarien, Rumänien und die Balkan-Region werden mit Hilfe österreichischen Know-Hows in die Selbstständigkeit geführt. Zum anderen gilt der Standort als besonders effizient und innovativ. "Wir entwickeln ständig neue Produkte, weshalb in den letzten Jahren insgesamt 44 Mio. Euro in Erweiterungen und neue Fertigungsanlagen für innovative Produkte gesteckt wurden", bestätigt Gottfried Gröbl, Generaldirektor von Masterfoods Austria und seit kurzem als Chief Operating Officer (COO) verantwortlich für alle Masterfoods-Märkte in Europa, selbstbewusst.

Dass Masterfoods Austria mit der EU-Erweiterung seinen Status verlieren könnte, diese Angst hat Gröbl nicht. Die Brucker Heimtiernahrungsfabrik könne kostenmäßig nicht nur mit den viel größeren Produktionsstätten in anderen westeuropäischen Ländern, sondern auch mit den neuen Fabriken in Osteuropa mithalten. "Wir sind inzwischen einfach unheimlich effizient", so Gröbl, und das nicht erst seit die EU-Erweiterung ins Haus steht. Schon vor dem EU-Beitritt sei in allen Bereichen rationalisiert worden. "Nice-to have"-Posten wurden allesamt herausgenommen.

Als beispielgebendes regionales Headquarter eines multinationalen Konzerns gilt nicht zuletzt die Henkel CEE mit Sitz in Wien. Als Drehscheibe für 14 mittel- und osteuropäische Länder etabliert, ist sie eine der erfolgreichsten Henkel-Gesellschaften und in vielen Belangen Benchmark für die weltweite Gruppe. "Neben dem fachlichen Wissen um die Region ist die räumliche und mentale Nähe zu den Nachbarn der Grund für unseren Erfolg", ist sich Friedrich Stara, Präsident der Henkel CEE, sicher. Nebenbei sei der Henkel-Betrieb mit den Jahren in Wien zum Hightechstandort geworden - etwa mit der weltweit modernsten Waschmittelproduktionsanlage.