EU-Budget: Sechs Milliarden Euro für Ausbildung junger Menschen.
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Wien/Brüssel. Die EU reagiert mit dem am Freitag beschlossenen Budget auch auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit in weiten Teilen Europas. Zur deren Bekämpfung soll ein Fördertopf mit sechs Milliarden Euro eingerichtet werden. Geplant ist unter anderem ein "Jugendgarantie"-Programm - so soll dafür gesorgt werden, dass arbeitslosen Jugendlichen nach höchstens vier Monaten ohne Job eine Beschäftigung, eine Lehrstelle oder Aus- und Weiterbildung angeboten wird. Mit einer Jobgarantie dürfe die Initiative aber nicht gleichgesetzt werden, stellte EU-Sozialkommissar Laszlo Andor klar.
Österreich dient bei der Initiative als Vorbild: Das EU-weite Pogramm ist de facto die Übernahme der österreichischen Ausbildungsgarantie für Jugendliche. Österreich gilt EU-weit als Musterbeispiel in Sachen Jugendarbeitslosigkeit. Mit einer Arbeitslosenquote von 8,5 Prozent bei jungen Menschen per Ende Jänner 2013 liegt Österreich im EU-Vergleich auf Platz zwei - nur in Deutschland waren weniger Junge ohne Job. Anders sieht es in Euro-Krisenländern wie Spanien aus: Dort ist jeder zweite junge Mensch ohne Beschäftigung.
Im österreichischen Sozialministerium ist man darauf stolz: "Österreich hat sich sehr engagiert, damit die Jugendarbeitslosigkeit überhaupt zum EU-weiten Thema wird", heißt es. Ähnlich sieht das auch Erich Foglar, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB): "Wichtig ist, dass die EU das Problem erst einmal erkennt", erklärt er der "Wiener Zeitung".
Duale Ausbildung ist Vorteil
Was macht das österreichische Modell so nachahmenswert? "Die duale Ausbildung ist unser großer Vorteil", sagt Foglar. Durch die Kombination von Schule und Praxis werden Lehrlinge in Österreich zu einem großen Teil in den Betrieben selbst ausgebildet. Beim Eintritt in den Arbeitsmarkt können sie dann bereits einiges an Erfahrung vorweisen, das wiederum erleichtert den Übergang in den Job. Diesen Fokus auf die praktische Ausbildung gibt es in vielen anderen Ländern nicht.
Das könnte unter anderem an den hohen Kosten liegen, die so ein System verursacht: Jeder Jugendliche, der keine Lehrstelle bekommt und beim AMS eine "Ersatz-Lehre" macht, kostet dem Staat rund 17.000 Euro pro Jahr. Eine betriebliche Lehre kommt auf rund 6000 Euro. Kritiker nennen die Jugendgarantie ein Mittel zur Beschönigung der Arbeitslosenstatistik. An den Ursachen der Jobkrise - wie zum Beispiel geringes Wirtschaftswachstum - würde das Projekt nichts ändern.