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Die österreichischen Hilfsaktionen für Kosovo-Flüchtlinge seien voll angelaufen, berichtete Bundeskanzler Viktor Klima gestern nach dem Ministerrat. Es gebe Überlegungen, das Österreich- | Camp in Albanien auf 10.000 Flüchtlinge zu erweitern und die Aufnahme dort sowie auch in Österreich zu beschleunigen.
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Allein mit der staatlichen Spendenzusage von 36,3 Mill. Euro (500 Mill. Schilling) liege Österreich gemeinsam mit Italien an der Spitze der Hilfsmaßnahmen, berichtete Vizekanzler Wolfgang
Schüssel. Außer Österreich, Deutschland, Frankreich und Belgien habe bisher kein anderes EU-Land Flüchtlinge aufgenommen und außer Österreich und Deutschland habe kein anderes Land eigene Flüchtlings-
Camps vor Ort · mit Ausnahme der NATO-Lager · eingerichtet. Österreich habe sich damit an die Spitze der humanitären Hilfe katapultiert, betonte Schüssel, der das aber als
Momentaufnahme betrachtet wissen wollte. Es sei nur so, daß die österreichische Hilfe am schnellsten von allen angelaufen sei.
Deneben bemühe sich Österreich gemeinsam mit der Schweiz, "einigen weiteren Staaten", der UNO-Flüchtlingsorganisation UNHCR und dem Internationalen Roten Kreuz Hilfsaktionen für die im Kosovo
vertriebenen Kosovo-Albaner zu organisieren, erklärte Klima. Mit Serbien werde verhandelt, um einen sicheren Transport der Hilfsgüter vorzubereiten. Klima warnte jedoch vor allzu großen Hoffnungen.
Schüssel berichtete von einer ablehnenden Haltung Belgrads in dieser Frage.
Österreich an Spitze der humanitären Hilfe
Klima regte auch an, gemeinsam mit dem ORF ein "Radio Nachbar in Not" einzurichten, um "Österreich als Stimme der Hilfe in der Konfliktregion zu festigen". Das Programm soll in serbischer und
albanischer Sprache auf Mittelwelle ausgestrahlt werden und bei Familienzusammenführungen helfen.
Die Kritik, Österreich sei bei der Aufnahme von Flüchtlingen säumig, ließ Klima nicht gelten. Sollte sich die Aufnahme von Flüchtlingen beschleunigen lassen, sollte man dies auch tun, meinte Klima.
Innenminister Karl Schlögl hat sich gestern angesichts der "humanitären Katastrophe" dagegen ausgesprochen, eine Höchstgrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Kosovo in Österreich anzugeben.
Das derzeit geplante Kontingent von 5.000 Flüchtlingen im Rhythmus von zwei Flügen pro Woche nach Österreich zu bringen, würde noch Monate dauern. Der Innenminister will daher künftig "mindestens
jeden zweiten Tag oder jeden Tag" ein Flugzeug mit Vertriebenen aus dem Krisengebiet nach Österreich starten zu lassen. Oberstes Prinzip sei das akkordierte Vorgehen mit dem UNHCR. Österreich wolle
auch nicht durch übereilte Aktionen Familien trennen. Außerdem verfüge man nicht über Militärtransportmaschinen wie Deutschland, das die Aufnahme von 10.000 Menschen bereits abgeschlossen hat,
sondern müsse Maschinen anmieten.
Gestern nachmittag wurde eine weitere Maschine mit etwa 170 Kosovo-Albanern in Salzburg erwartet, vergangene Woche kamen 161 Flüchtlinge nach Wien.
Bundesheer richtete
Internierungslager ein
Das Bundesheer hat in Österreich Internierungslager eingerichtet für den Fall, daß versprengte Soldaten aus dem Kosovo-Krisengebiet nach Österreich gelangen. Kasernen in Ostösterreich seien für
UCK-Angehörige vorgesehen, Soldaten der jugoslawischen Armee kämen nach Tirol.
Österreich-Camp nimmt
schneller Flüchtlinge auf
Da die Lage in der albanischen Stadt Shkodra · wo rund 5.000 Kriegsvertriebene unter katastrophalen sanitären Verhältnissen untergebracht sind · immer dramatischer wird, sollen bis Freitag weitere
450 Menschen im Österreich-Camp aufgenommen werden. Zur Zeit hat das Österreich-Camp eine Kapazität für 1.500 Flüchtlinge.