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Im Vergleich zur vorherigen ist die aktuelle Regierung eher farblos. Und es fehlt jemand, der Ordnung schafft. Verglichen mit der Republik waren die Bilanzen Helmut Elsners ein Muster an Redlichkeit.
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Die Mitglieder der Bundesregierung sind sehr bemüht. Und ehrenwert sind sie alle. Aber leicht zu verwechseln und schnell zu vergessen. Weder an Geistes- noch an Körpergröße ragt da jemand aus dem guten Durchschnitt heraus. In Gusenbauers Truppe gab´s noch Selbstdarsteller wie Erwin Buchinger und lustige Personen wie Andrea Kdolsky. Jetzt drängt sich unauffälliger Mainstream auf der Regierungsbank.
Dabei gibt es so viel Restmüll, den vergangene Regierungen in Staatskassen, Schulklassen, Spitälern und Amtsstuben unbehandelt zurückgelassen haben. Jetzt sollen Lieschen Müller und Max Mustermann den Augiasstall ausmisten, ganz ohne Fahnenträger und Ideenwerfer.
Das politische Hauptproblem Österreichs ist, dass niemand weiß, warum wer wen mit wessen Geld subventioniert. Da beklatschen Politiker aller Farben und Bundesländer die "Entlastung der Menschen", und fordern dann in Ländern und Gemeinden einen Ausgleich für entgangene Steuereinnahmen. Den Studenten werden Gebühren erlassen und den Hochschulen wird der Einnahmenentfall aufgebürdet. Das Fernsehentgelt für bedürftige Mitbürger zahlt der ORF, die Versicherungsbeiträge für Asylanten die Krankenkasse . . .
Verglichen mit der Buchhaltung der Republik waren die Bilanzen der alten Bawag unter Helmut Elsner ein Muster an Redlichkeit.
In der Regierung fehlt jemand, der Ordnung schafft. Aber um Himmels Willen kein "starker Mann". Ein schlacksiger Yankee wie Barack Obama wäre nicht schlecht, aber bei dem muss sich auch erst herausstellen, ob sein "Change" nun wirklich "Änderung" oder doch nur "Kleingeld" bedeutet.
Ein "großer Staatsmann" wieder wäre für eine kleine EU-Provinz überqualifiziert. Ein Weltmann "von Familie", der Protokoll und Sprachen beherrscht, klingt verlockend - aber wenn dieser Posten ausgeschrieben wird, meldet sich womöglich wieder ein Habsburger, und was mach ma dann?
Was Österreichs Regierung braucht, ist ein solider Buchhalter, der Soll und Haben unterscheiden kann; einen, der weiß, wie viele Nullen hundert Milliarden haben (es sind elf), und der mit Hilfe von Kostenstellen und Kostenträgern herausrechnet, wer zum Beispiel für die fiskalische Perversität der "Negativsteuer" aufkommt. Eigentlich sollte es das Sozialministerium sein, ist es aber nicht.
Noch besser als ein Buchhalter wäre eine resche Buchhalterin, die "Kontenwahrheit" und "Kontenklarheit" noch mit der Handelsschulmilch eingeflößt bekommen hat und wie Margaret Thatcher ihre Handtasche im richtigen Augenblick auf den Ministerratstisch knallt.
Oder eine mit innerparteilicher Durchsetzungskraft, wie etwa Johann Dohnal, nur eben auf wirtschaftliche Vernunft und Fiskalgeiz programmiert. Eine, die zum Beispiel den Mut hätte, bei sinkendem Ölpreis sofort das Kfz-Pauschale zu kürzen.