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Österreich bunkert CO 2 -Zertifikate

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Kyoto-Ziele: Österreich ist ein Großeinkäufer. | Zukaufen billiger als aktiven Umweltschutz betreiben. | Wien. Österreich wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit seine CO 2 -Ziele im Rahmen des Kyoto-Protokolls nicht einhalten können.


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Bis zum Jahr 2012 müssten jährlich rund 26 Millionen Tonnen weniger an CO 2 abgegeben werden. Wenn die heimische Industrie und der Verkehrssektor dazu nicht in der Lage sind, können in einem gewissen Ausmaß ausländische Umweltinvestitionen im Rahmen des Kaufes von CO 2 -Zertifikaten unterstützt und so die nationalen Verpflichtungen reduziert werden. Umweltminister Josef Pröll (ÖVP) hat nun einmal grünes Licht für den Zukauf von 9 Millionen Tonnen gegeben, das heißt insgesamt 45 Millionen Tonnen für die nächsten fünf Jahre.

Im Doppelbudget 2007/08 sind dafür 320 Millionen Euro vorgesehen. Den Kauf dieser Zertifikate wickelt die Kommunalkredit ab, die bereits auf Vorrat Zertifikate für 30 Millionen Tonnen gebucht hat.

Insgesamt handelt es sich um 40 Projekte, zwei Drittel dieser Menge in Entwicklungsländern, ein Drittel in Industriestaaten.

Zwei Drittel kommt aus Entwicklungsländern

"International ist davon auszugehen, das 30 bis 40 Prozent der Projekte nicht zum Ziel führen, dann muss man nachkaufen, wobei ich davon ausgehe, dass bei unseren Projekten die Ausfallsquote niedriger sein wird", meint Bernhard Sagmeister, dafür zuständiger Experte in der Kommunalkredit zur "Wiener Zeitung".

Finanziell bedeutet dies keinen Verlust, da nur bezahlt wird, wenn ein Projekt auch funktioniert. Über den Preis schweigt sich Sagmeister aus, Experten rechnen, dass zwischen 7 bis 10 Euro pro Tonne bezahlt wurden. Derzeit liegen die Preise zwischen 8 und 15 Euro.

Hälfte der Fehlmenge darf abgedeckt werden

Vertreter der österreichischen Wirtschaft vertreten die Ansicht, dass es billiger sei Rechte im Ausland zuzukaufen, als im Inland in den Umweltschutz zu investieren. Österreich hätte noch die Möglichkeit zusätzlich rund 4 Millionen Tonnen pro Jahr zuzukaufen, dann ist aber Schluss, da international vereinbart ist, dass ein Land nur 50 Prozent der Fehlmenge über Zertifikate zukaufen kann.

Die von den Kyoto-Zielen betroffenen heimischen Unternehmen (aus den Bereichen Energie, Stahl, Papier) sollen aber auch selbst für eine Reduzierung sorgen. Für die erste Beobachtungsperiode, die bis Ende 2007 läuft, wurden die Unternehmen großzügig mit Gratiszertifikaten versorgt, Experten sprechen davon, dass insgesamt um 100 Millionen Tonnen zuviel an Zertifikaten verteilt wurden, für die zweite Periode 2008/2012 dürfte es aber ein Manko von 200 Millionen Tonnen geben.

Wer Bedarf hat kann diese Zertifikate von Firmen kaufen, die einen Überschuss haben. Für heuer gibt es diese Zertifikate (sie gelten nur bis zum Jahresende) bereits zum Schnäppchenpreis von nur 30 Cent pro Tonne.

Für die kommende Periode sieht dies aber schon ganz anders aus, hier liegt der Preis bereits bei 20 Euro.Experten gehen davon aus, dass die Zertifikate noch wesentlich teurer werden, einige sprechen von 100 Euro.