Die Corona-Krise beschert Österreich laut dem Umweltbundesamt eine positive Treibhausgasbilanz für 2020.
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Vogelgezwitscher, Sterne am Himmel, blaue Satellitenbilder. Die Corona-Krise hat uns einen Frühling beschert, in dem die Natur aufatmen konnte. Einer Studie von internationalen Klimaforschern zufolge, die im Wissenschaftsmagazin "Nature Climate Change" veröffentlicht wurde, ist der weltweite CO2-Ausstoß um bis zu 17 Prozent gesunken. In Österreich lagen die Werte mit fast einem Drittel noch deutlicher darunter.
Das hat nun auch positive Auswirkungen auf die heimischen Klimaziele, wie das Umweltbundesamt der "Wiener Zeitung" bestätigt. Das Jahr 2020 ist noch nicht vorbei, dennoch: "Wir gehen davon aus, dass Österreich aufgrund der Entwicklungen durch Covid-19 seine Klimaziele für 2020 erreicht", sagt Günther Lichtblau, fachlicher Leiter für Klima im Umweltbundesamt. Österreich trägt im Rahmen des Klima- und Energiepaketes der EU die Zielsetzung mit, gemeinsam mit den anderen 27 Mitgliedstaaten die Treibhausgasemissionen um insgesamt 20 Prozent gegenüber dem Niveau des Jahres 1990 zu senken.
Ein positives Ergebnis nach negativen Entwicklungen
Dieses Ziel im Bereich der Nicht-Emissionshandelssektoren (zum Beispiel Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft) wurde auf die EU-Mitgliedstaaten aufgeteilt ("Effort Sharing"). Österreich ist dabei verpflichtet, die von den betreffenden Sektoren verursachten Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 16 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 zu reduzieren.
Im Klimaschutzgesetz (KSG) wurden die dafür nötigen Maßnahmenpläne erstellt. In diesem Gesetz sind auch Jahresziele für die Höchstmengen an Treibhausgasemissionen je Sektor im Zeitraum 2013 bis 2020 festgelegt. Nachdem Österreich in den vergangenen Jahren die Jahresziele nicht erreichte, wird es nun wieder soweit sein. Gemeinsam mit den positiven Jahren 2013 bis 2016 tragen die bisherigen Entwicklungen im Jahr 2020 dazu bei, dass Österreich nun auch das Gesamtziel für die Periode 2013 bis 2020 erreichen wird.
Wie geht es dann weiter? Die nächste Zieletappe wurde von der EU bis zum Jahr 2030 festgelegt. Die Treibhausgasemissionen sollen um zumindest 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduziert werden, der Anteil erneuerbarer Energien auf 32 Prozent des Endverbrauchs erhöht und die Energieeffizienz um 32,5 Prozent verbessert werden.
Österreich muss als Land mit hohem Einkommensniveau bis 2030 ein Ziel von minus 36 Prozent erfüllen. "Hier werden die Anstrengungen deutlich erhöht werden müssen", meint Lichtblau. "Aber wir haben in diesem Frühling zumindest ein Gefühl dafür bekommen, dass eine Emissionsreduktion in höherem Ausmaß möglich ist. Eine Zielerreichung für 2030 ist somit nicht utopisch, auch wenn es Kreativität und einen starken Umsetzungswillen brauchen wird."
Die Ambitionen sind jedenfalls hoch. Während sich die EU zum Ziel gesetzt hat, bis 2050 klimaneutral zu werden, hat sich die türkis-grüne Regierung in Österreich dieses Ziel bereits für 2040 gesetzt. Der Wunsch nach einer grünen Zukunft wird von der Bevölkerung laut einer aktuelle Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstitut Akonsult unterstützt. Bei der von Greenpeace in Auftrag gegebenen Erhebung gaben 84 Prozent der 500 Befragten an, einem "grünen Wiederaufbau" den Vorzug zu geben.
Auf die Aussage "Ich bin dafür, dass das dafür verwendete Steuergeld immer auch dazu beitragen soll, die Klimakrise zu bekämpfen" äußerten sich 30 Prozent mit einem klaren "Ja" und 54 mit einem "eher Ja". Nur von 6 Prozent der Teilnehmer kam dazu ein klares "Nein". Der Rest war unentschieden.