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Österreich gedenkt der Opfer der USA

Von Alexandra Grass

Politik

Vom Schock der Ereignisse sichtlich geprägt traten gestern Österreichs Staats- und Regierungsspitze vor die Öffentlichkeit. "Die Welt hat sich seit gestern verändert. Der Terror hat mit den Anschlägen in New York und Washington neue Dimensionen erreicht", wandte sich Bundespräsident Thomas Klestil in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung. In einem Sonderministerrat wurde beschlossen, heute österreichweit um 10 Uhr eine Trauerminute abzuhalten. Für unser Land bestehe keine unmittelbare Gefahr, beruhigten Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, man habe aber alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen.


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"Fassungslos blicken wir auf die schrecklichen Bilder der Zerstörung und des Grauens. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gilt vor allem den unzähligen Opfern", betonte Klestil in seiner Ansprache. Alle Nationen seien nun aufgerufen, bei der Bekämpfung des mörderischen Terrors zusammenzuarbeiten.

Bundeskanzler Schüssel plädierte im via ORF live übertragenen Pressefoyer dafür, "mit ruhigem und kühlem Kopf" an die Aufarbeitung der Geschehnisse heranzugehen. Die neuen Bedrohungsszenarien müssten nun "sehr ernst" genommen werden. Es gelte nun sicherzustellen, dass solche Netzwerke nicht auf Dauer erfolgreich sein könnten.

"Wir wollen unsere Standards, ein sicheres Land zu sein, aufrecht erhalten und in diesem Sinn sind auch die Aufträge ergangen", betonte der Regierungschef nach dem Sonderministerrat, der mit einer Gedenkminute eröffnet worden war.

Die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen

Die Bundesregierung habe alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. US-amerikanische und jüdische Einrichtungen stehen ab sofort unter besonderem Schutz.

Innenminister Ernst Strasser hat "grundlegende Aufträge" zu detaillierten Analysen der Geschehnisse in Boston, wo eines der Flugzeuge entführt wurde, an nationale Fluglinien, an die Flugsicherung Austro Control und an die Flughäfen erteilt. Daraus sollen dann die nötigen Schlüsse für Österreich abgeleitet werden. Seit Dienstag 15 Uhr sei klar, dass sich die Sicherheitspolitik weltweit geändert habe.

Aus Sicherheitsgründen sei in Österreich auch die Luftraumüberwachung aktiviert, die Kasernen wurden geschlossen, teilte Verteidigungsminister Herbert Scheibner nach dem Sonderministerrat mit. Man habe alle potenziellen Gefährdungen "so weit wie möglich ausgeschlossen".

Flüge über die Stadt Wien wurden auf Anweisungen von Bundesministerin Monika Forstinger umgeleitet, informierte Riess-Passer im Pressefoyer. Zusätzlich wurden verstärkte Sicherheitskontrollen an den Flughäfen angeordnet.

Die Vizekanzlerin selbst sprach von einer "unfassbaren Tragödie" und einem "massenmörderischem Akt".

Spekulationen über Auswirkungen auf die Finanz- und Wirtschaftswelt seien laut Finanzminister Karl-Heinz Grasser noch zu früh. Nun gelte es sicherzustellen, dass in den USA genügend liquide Mittel zur Krisenbewältigung zur Verfügung stünden.

Den USA hat Österreich jede Hilfestellung angeboten

Den USA habe Österreich bereits jede Hilfestellung, "die ein kleines Land geben kann", angeboten, betonte Schüssel. Rasche und unbürokratische Hilfe werde für Österreicher, die in den USA leben, zur Verfügung gestellt.

In allen Betrieben, Schulen und Dienststellen wird mit einer Trauerminute heute um 10 Uhr der Opfer der Anschläge gedacht. Drei Minuten lang werden österreichweit die Glocken läuten.