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Die Österreicher, ein freundlich-charmantes und gemütliches Volk, umgeben von idyllischer Bilderbuchlandschaft: Dieses Selbstbild des Österreichers ist von Mythos und Geschichte geprägt wie sie die Tourismuswerbung nicht besser ersinnen könnte.
Ganz anders die weniger wohlwollenden und teilweise zynischen Reflexionen der "von Berufs wegen" Kritischen, der Literaten und Intellektuellen. So gesehen Sonntagnacht in ORF 2 in der Heimat-Doku "Land ohne Eigenschaften" von Regisseur Harald Friedl. Der Film begab sich auf Spurensuche nach dem Wesen unseres Landes und ließ dabei einige heimische Schriftsteller(innen) zu Wort kommen, u. a. Peter Turrini und Robert Menasse, die ordentlich am zuckersüßen Klischeemantel Österreichs zu kratzen begannen, jedoch selbst ins Klischeehafte abglitten. Österreich hat sich in der Welt ein Image geschaffen bzw. wurde es ihm traditionellerweise zugeschrieben, das geprägt ist von Donauwalzer, Mozart-Kugeln und dem süßlichen Duft von Apfelstrudel.
Mit der eigentlichen österreichischen Seele stimmt dies aber erfahrungsgemäß nicht überein. Typisch österreichisch scheint zu sein: Nie mit sich und dem Seinen zufrieden, skeptisch gegenüber allem und jedem, ewig raunzen und verdrängen. Aber wehe, Ausländer kritisieren Österreichs Land und Leute!
Hat man das einmal erkannt, lebt es sich gut in Österreich. Zu viel Austro-Skeptizismus schaftt Depressionen. Die seelische Gesundheit der Österreicher erfordert, dass auch die positiven Seiten aufgearbeitet werden. Das fehlte mir in dieser Dokumentation.