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Ziel: Ausgaben für Forschung an BIP-Wachstum koppeln. | Neue Strategie, nur zwei Ministerien. | Wien.Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) ist für eine fixe, an das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gekoppelte Steigerung der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E). Zum nominellen BIP-Wachstum sollte ein vierprozentiger Zuschlag addiert und so ein wertgesichertes Wachstum der F&E-Ausgaben gesichert werden, sagte RFT-Chef Knut Consemüller im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche. Bei einem nominellen BIP-Wachstum von (derzeit) vier Prozent sollten die Ausgaben demnach um acht Prozent steigen und bei sechs Prozent um zehn.
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Derzeit liegen die öffentlichen Ausgaben für F&E bei rund einem Prozent des BIP (siehe Kasten) , wobei sich das Ausgaben-Wachstum aus dem BIP-Wachstum ergibt. Für Consemüller ist das ungenügend. "Als wir 2000 als Beratungsgremium der Regierung angefangen haben, empfahlen wir, dass die Forschungsausgaben der öffentlichen Hand jährlich um acht bis zehn Prozent steigen, um das EU-Ziel von drei Prozent Forschungsquote bis 2010 zu erreichen. Bisher sind sie aber nur um durchschnittlich 7,7 Prozent gestiegen", erklärte er der "Wiener Zeitung".
Mit der vorgeschlagenen Anpassung könne das Drei-Prozent-Ziel "bis 2011 oder 2012" erreicht werden. Allderdings liege Österreich mit 2,63 Prozent Forschungsquote "bereits im Spitzenfeld" der EU.
Consemüllers Vorschlag ist eine von drei Säulen, auf die der Rat seine "Forschungsstrategie 2020" stellen möchte. Das Gremium will bis 2009 das neue Strategiepapier erarbeiten, folgend auf die 2005 veröffentlichte "Strategie 2010" .
Die beiden anderen Säulen sind "Strukturen" und "Humankapital". Bei den Strukturen spricht sich der Rat für eine Reform der Ministerialstrukturen aus. Derzeit seien vier Ministerien (Infrastruktur-, Wissenschafts-, Wirtschafts- und Finanzministerium) mit F&E befasst - "so viele wie nirgendwo in Europa", sagt Consemüller. Er plädiert für eine Zuständigkeitsverschiebung in zwei Ministerien: eines für Bildung und Forschung, das andere für Wirtschaft und Technologie.
Infrastrukturminister Werner Faymann wollte die Vorschläge mit Verweis auf die "Systemevaluierung" der Forschungsausgaben, deren erste Inhalte am Donnerstag in Alpbach präsentiert werden sollen, gegenüber der "Wiener Zeitung" nicht kommentieren.
Wissen
In Österreich werden 2008 für Forschung und Entwicklung (F&E) voraussichtlich 7,512 Mrd. Euro oder 2,63 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausgegeben. 3,65 Mrd. Euro (48,6 Prozent) investiert die Wirtschaft. 35,5 Prozent, oder 2,7 Mrd. Euro, trägt die öffentliche Hand bei (Bund: 2,22 Mrd., Länder: 371 Mio., sonstige Einrichtungen: 75 Mio. Euro). Von den gesamten F&E-Ausgaben werden 18 Prozent in Grundlagen-, 37 Prozent in angewandte Forschung und 45 Prozent in experimentelle Entwicklung investiert.