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Österreich: Land der Glücksritter?

Von Rainald Edel

Wirtschaft

Österreicher verspielten 2006 10,3 Mrd. Euro. | 10,3 Mrd. Euro. | Kreutzer fordert österreichweite Legalisierung der Glücksspielautomaten. | Wien. Die Österreicher zählen zu den fleißigsten Spielern in Europa. Laut einer am Dienstag präsentierten Studie des Marktanalyse-Instituts Kreutzer Fischer&Partner wurde hierzulande 2006 um mehr als 10,3 Mrd. Euro gespielt und gewettet.


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Jeder Haushalt warf demnach - wieder eingesetzte Gewinne inklusive - im Jahresschnitt 3100 Euro der Glücksgöttin in den Rachen. Mit dieser Summe nimmt Österreich Platz drei hinter Großbritannien und Finnland ein. Die deutschen Haushalte beispielsweise geben durchschnittlich nur 850 Euro pro Jahr für Glückspiele aus.

Neues Spielerverhalten

Fast die Hälfte, nämlich 47 Prozent der Glücksspieleinsätze der Österreicher, fließen laut der Studie ins Automatengeschäft. 19 Prozent seien ins Online-Gaming investiert worden. In diesem Bereich ist das Monopol praktisch nicht exekutierbar, so dass immer mehr Spieleinsätze zu illegalen Anbietern ins Ausland abfließen.

Der Rest der Spielerausgaben verteilt sich auf Spielbanken (18 Prozent) sowie Lotterie-Glücksspiele (16 Prozent). Vor allem das Online-Glücksspiel und das Automaten-Spiel (das sogenannte Kleine Glückspiel) befinden sich im Aufwind. "Diese Spielarten profitieren stark vom sich ändernden Nutzungsverhalten der Spieler, das weniger auf den großen Gewinn, denn auf eine Freizeitbeschäftigung mit Kick setzt", erklärt Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Kreutzer Fischer&Partner.

Darunter leiden vor allem die Spielbanken (Casinos), deren Spieleinsätze seit 2002 um gut 20 Prozent gesunken sind. Aber auch das Lotto "6 aus 45", Rubbel- und Brieflos sind mit sinkenden Spielerzahlen konfrontiert. Aufgefangen wird dieser Trend durch das neue Lottospiel "Euromillionen", sodass die Gesamtperformance des Lotteriegeschäfts sogar leicht wächst.

Zusätzliche Lizenzen

Das Automatengeschäft darf in Österreich nur in Wien, Niederösterreich, Steiermark und Kärnten legal betrieben werden. In allen anderen Bundesländern ist es zwar verboten, trotzdem wird dort mit Wissen der Behörden gespielt. Von insgesamt 13.200 Automaten in Österreich werden 7720 legal betrieben. Illegale Glücksspielgeräte können naturgemäß nicht besteuert werden. Da dem Bund laut Kreutzer 43,5 Mio. Euro an Mehrwertsteuer und den Ländern 60,5 Mio. Euro durch die Einhebung der Automatenabgabe entgehen, fordert er die Legalisierung des Automatenspiels in allen Bundesländern.

Der Kaufkraftabfluss im Online-Gaming könnte, so Kreutzer, durch die Erteilung von drei zusätzlichen nationalen Lizenzen um bis zu 80 Prozent reduziert werden. Zusätzlich regt Kreutzer an, sämtliche Glücksspiel-Anbieter (nicht nur die Monopolisten) zur Finanzierung der Sportförderung heranzuziehen. 2008 könnten durch diese Erweiterung statt wie bisher 66 Mio. Euro problemlos 95 Mio. erzielt werden.

Monopolist wehrt sich

Für die Casinos Austria sind die Vorschläge Kreutzers indiskutabel. Sowohl die Legalisierung der Automaten, als auch zusätzliche Online-Lizenzen wären aus Sicht des Spielerschutzes höchst verantwortungslos, hieß es am Dienstag in einer Aussendung.

Schon heute hätten in jenen Bundesländern, wo das Automatenspiel liberalisiert wurde, die Fälle von Spielsucht sehr stark zugenommen. Auch aus fiskalischer Sicht sehen die Casinos Austria eine Liberalisierung im Bereich des Glücksspiels als kontraproduktiv. Durch verstärkten Wettbewerb in einem liberalisierten Glücksspielmarkt würde der Staat 400 Mio. Euro an Einnahmen verlieren.