Nach wochenlangem Tauziehen gab es gestern beim Stromgipfel in Wien eine vorsichtige Annäherung zwischen Bund und Ländern. Bis 30. April soll ein politischer Lenkungsausschuss einen Masterplan erstellen. Es konnte ein Minimalkonsens gefunden werden: Die Wasserkraftwerke werden in der Austrian Hydro Power (AHP) konzentriert. Außerdem denken der Verbund und die EnergieAllianz daran, eine gemeinsame Handels- und eine Vertriebsgesellschaft zu gründen.
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Solange die Ländervertreter mit dem Bund über die österreichische Stromlösung verhandeln, sind die Verhandlungen zwischen Verbund und E.ON über die Zusammenarbeit auf Eis gelegt. Deshalb ist er auch bei der Verbund-Hauptversammlung am 19. März, bei der die Partnerschaft abgesegnet werden sollte, kein Thema mehr. Doch Wirtschaftsminister Martin Bartenstein stellt klar, dass diese Kooperation deshalb noch nicht vom Tisch sei: "Wir haben heute die Tür zu einer Österreich-Lösung aufgemacht, ohne die Tür zu E.ON zuzuschlagen." Denn für ihn schließt das eine das andere nicht aus. Die Landesenergieversorger jedoch lehnen eine gemeinsame Wasserkraftgesellschaft, in der der deutsche Energieriese mitmischen darf, ab. Maximal können sich Niederösterreich und Wien, die stärksten Vertreter in der EnergieAllianz, vorstellen, beim Stromhandel gemeinsame Sache mit E.ON zu machen. Der Verbund sieht dagegen noch keinen Grund, von der geplanten Partnerschaft mit den Deutschen abzugehen.
Die große österreichische Lösung wird es so oder so nicht werden. Denn sowohl Tirol als auch Vorarlberg haben sich noch vor dem Verhandlungsprozess ausgeklinkt. Sie gehen eigene Wege in der Stromversorgung. Die Position von Kärnten ist noch unklar. Doch trotz großer Bemühungen zeichnen sich im Vorfeld schon Differenzen zwischen Verbund und den Landesenergieversorgern ab. So würde der Verbund gerne seinen Strom auch an Haushalte und ans Gewerbe liefern, sieht sich aber von den Ländern dabei noch behindert. Sicher scheint jedenfalls, dass die Österreich-Lösung in einer Bündelung der Wasserkrafterzeugung in der AHP und der Gründung einer gemeinsamen Handelsgesellschaft und einer Vertriebsplattform, die ausschließlich Großkunden beliefert, bestehen könnte. Umweltorgansiationen wollen, dass die Kooperation mit E.ON endgültig aufgegeben wird.