Skandinavische Länder sind weiterhin in Führung. | Deutschland verpasst Top Ten nur knapp. | In Österreich sind Frauen in etwa so gleichberechtigt wie im südamerikanischen Guyana. | Genf/Wien. Nach all dem Seufzen (habe man keine anderen Sorgen?) und Augenzwinkern (süß, solche Wünsche) über die Verbesserung der Gleichstellung von Frauen in Österreich gab es im Sommer einen kurzen Sturm im Wasserglas: Die Frauenministerin dachte über verpflichtende Quoten in Aufsichtsräten nach, die männlich dominierte Wirtschaft griff zum Riechsalz. Das wäre ein massiver Eingriff in die unternehmerische Freiheit - so sieht es zumindest Christian Friesl von der Industriellenvereinigung. Geeinigt hat man sich auf eine zahnlose freiwillige Selbstverpflichtung.
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Jetzt hat es Österreich wieder schwarz auf weiß: Bei der Gleichstellung von Frauen rangiert die Alpenrepublik auf Platz 37 bei dem jährlich herausgegebenen Report zur Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, den das World Economic Forum am Dienstag veröffentlicht hat.
Zum Vergleich: Deutschland ist auf Platz 13. Selbst Uganda verbesserte sich deutlich von Platz 40 auf Platz 33 (afrikanischer Gruppenführer ist hingegen Südafrika mit einem, für Österreich schier unerreichbaren Platz 12).
Mit den 0,7091 Punkten, die hierzulande erreicht wurden, rangiert man dagegen knapp vor dem südamerikanischen Land Guyana, das zwischen Venezuela und Brasilien liegt und 0,7090 Punkte (Platz 38) bekommen hat.
Wenn nicht nur die skandinavischen Länder (Island ist unangefochten auf Platz 1), die USA (die sich von Platz 31 auf Rang 19 katapultiert haben), sondern auch Entwicklungsländer wie Uganda und Namibia Österreich im Ranking abhängen, wird die Ungläubigkeit in den Augen mancher recht groß. Das könne doch nicht stimmen, heißt es, wie kommt man zu so einer Analyse.
Nun, der Index des Global Gender Gap Report bewertet 134 Länder dahingehend, wie gut sie ihre jeweiligen Ressourcen und Chancen unter ihrer männlichen und weiblichen Bevölkerung aufteilen, unabhängig vom Gesamtniveau der jeweiligen Volkswirtschaft. Der Bericht misst das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in vier Bereichen. Zuerst die wirtschaftliche Partizipation und Chancengleichheit - das Arbeitseinkommen und der Zugang zu hochqualifizierter Beschäftigung. Zweitens das Bildungsniveau, die Gesundheit und Lebenserwartung sowie die politische Teilhabe des weiblichen Teils der Bevölkerung im Vergleich zu den Männern.
Lohnschere weit offen
Wenngleich Österreich in allen Belangen niemals schlechter als der Durchschnitt ist, so darf man nicht vergessen, dass auch Länder wie Pakistan, Tschad und der Jemen analysiert worden sind. Diese Länder bilden übrigens das Schlusslicht bei der Gleichberechtigung, mit Jemen auf Platz 134.
Sieht man sich die Zahlen aus Österreich genauer an, so wird deutlich, dass sich bei Gesundheit und Bildung die Lücke zwischen den Geschlechtern geschlossen hat. Aber beim Einkommen erreicht Österreich - selbst bei vergleichbarerer Arbeit, also Teilzeit herausgerechnet - nur 0,47 Punkte. Der Durchschnittswert liegt hier bei 0,65 Punkten. Gleichberechtigt wäre man bei einem Punktefaktor von 1,0. Für sich betrachtet liegt Österreich damit auf Rang 126 im Vergleich mit 134 anderen Ländern.