Leichname waren 1909 illegal nach Wien gebracht worden. | Schritt zur "Aufarbeitung kolonialistischer Praktiken".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Mehr als hundert Jahre hat es gedauert, bis die beiden Südafrikaner Klaas und Trooi Pienaar ihre allerletzte Ruhe finden können. Ihre Leichen waren im Jahr 1909 im Zuge einer von der Österreichische Akademie der Wissenschaften finanzierten Forschungsreise ausgegraben und nach Österreich verschifft worden.
Am Donnerstag wurden im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Wien
die sterblichen Überreste dieses Ehepaars dem stellvertretenden südafrikanischen Minister für Kunst und Kultur, Joseph Phaahla, übergeben. Zusammen mit Petrus Vaalbooi, dem traditionellen Heilkundigen der Volksgruppe der San, der das Paar angehörte, sowie einem Repräsentanten der Familie Pienaar, wird er die Särge nach Südafrika bringen. Dort sollen die beiden im Einklang mit den Gebräuchen der San erneut bestattet werden.
Koloniale Forschungsreisen
Vor etwa fünf Jahren waren die beiden südafrikanischen Historiker Martin Legassick und Ciraj Rassool auf den Leichenraub aufmerksam geworden. Sie fanden heraus, dass der österreichische "Rassenanthropologe" Rudolf Pöch auf seiner Forschungsreise durch das Südliche Afrika in den Jahren 1908 und 1909 neben der beiden Leichnamen auch Skelette und Schädel von südafrikanischen San aus frischen Gräbern exhumieren und nach Österreich-Ungarn bringen hatte lassen, um sie dort der "Rassenforschung" zugänglich zu machen. Proteste gegen diese Leichenschändungen waren unter Androhung von Gewalt unterdrückt worden.
<br style="font-weight: bold;" /> Kurze Verhandlungen
Diese Restitution soll die Überreste symbolisch "re-humanisieren" und sie von "Museumsobjekten" wieder zu "menschlichen Überresten" machen, denen Würde und Respekt zusteht, heißt es in einer Aussendung der Österreichische Akademie der Wissenschaften. Ziel sei es ferner, jene Personen, die von der Forschungstätigkeit Rudolf Pöchs betroffen waren, symbolisch zu versöhnen,
Erst im Vorjahr waren ebenfalls von Rudolf Pöch entwendete Gebeine australischer Indigenas an deren Nachkommen zurückgegeben worden. Auch im Fall des Ehepaars Pienaar erklärte sich die Österreichische Akademie der Wissenschaften sowie das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung schon nach kurzen Verhandlungen bereit, die Überreste der beiden Leichname an Südafrika zu restituieren, zeigt sich das Dokumentationsarchiv für das Südliche Afrika (SADOCC) in Wien in seiner Aussendung erfreut. Damit setze die Republik Österreich einen weiteren Schritt zur Aufarbeitung kolonialistischer Praktiken österreichischer Forscher in Übersee.