Laut Gazprom ist Österreich aus dem South-Stream-Projekt draußen.
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Wien/Moskau. Spekulationen gab es ständig, nun ist es fix: Die russische Gaspipeline "South Stream" wird nicht nach Österreich führen. Das bestätigte der russische Energiegigant Gazprom gegenüber der "Wiener Zeitung".
Das russische Pipeline-Konkurrenzprojekt zur europäischen "Nabucco" hatte in den vergangenen Wochen alle finalen Investitionsentscheidungen mit den Transitländern unterzeichnet und letzten Freitag den Spatenstich im südrussischen Anapa getätigt. 60 Kilometer Gaspipeline hätten es in Österreich werden sollen, die South Stream Austria GmbH wurde extra für den Bau als Joint Venture der OMV und Gazprom gegründet. Laut Experten hatte sich das Ausscheiden von Österreich schon abgezeichnet. "Sowohl in der internen Gazprom-Kommunikation als auch in der Kommunikation nach außen kam die Linie nach Baumgarten seit einigen Monaten nicht mehr vor, genau so wenig wie die Investitionsposten in den Geschäftsberichten", sagt Gerhard Mangott, Experte für Russland und Energiefragen der Uni Innsbruck.
Mitte November hatte OMV-Chef Gerhard Roiss im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" noch erklärt, dass die finale Investitionsentscheidung über das österreichische Teilstück bei Gazprom liege. Gestern, Dienstag, bat die OMV um Verständnis, "dass wir Projekte anderer Unternehmen nicht kommentieren". Der Hinweis, dass die OMV mit 50 Prozent an der South Stream Austria GmbH beteiligt sei, änderte an der Antwort nichts: Kein Kommentar. Auch Gazprom wollte die Gründe für das Ausscheiden Österreichs am Dienstag nicht weiter kommentieren.
Der ursprüngliche South-Stream-Plan war umfangreicher, als er nun realisiert wird. Geplant waren drei Stränge, einer davon nach Österreich, ein weiterer über Griechenland nach Italien. Gebaut soll nun nur die Strecke über Slowenien nach Tarvis in Norditalien werden, die beiden anderen Linien wurden annulliert.
Beobachter tippen auf mehrere Gründe für den Ausschluss Österreichs. Neben dem Engagement Österreichs und der OMV beim Konkurrenzprojekt Nabucco verweist Jonas Grätz, Experte für russische Energiepolitik an der ETH Zürich, darauf, dass die Gazprom eigentlich am Central European Gas Hub (CEGH) einen Anteil erwerben wollte. Die bereits vereinbarte Beteiligung an der Gashandelsplattform, an der die OMV aktuell 65 Prozent der Anteile hält, wurde jedoch von der EU-Kommission unterbunden.
"Ergebnis nicht dienlich"
"Ohne Beteiligung Gazproms am Central European Gas Hub ist die Leitungsführung von South Stream nach Österreich für Gazprom wirtschaftlich und finanziell sehr viel weniger sinnvoll", sagt Mangott. Seiner Einschätzung nach hätte man die Bedeutung der Gazprom-Beteiligung am CEGH für den Bau eines österreichischen South-Stream-Abschnittes wohl unterschätzt. Das Ergebnis sei der Versorgungssicherheit Österreichs mit Erdgas nicht dienlich, urteilt Gerhard Mangott.
Vermutlich habe auch die österreichische Regierung kalte Füße bekommen angesichts der Aussicht, dass Gazprom als Produzent dann einen wichtigen Handelsplatz kontrollieren könnte, mutmaßt Grätz. "Es ist für Gazprom wahrscheinlich auch einfach günstiger, über die nun fixierte Route auf den größten Markt der Region - Italien - zu kommen, und das ist neben der Umgehung der Ukraine und dem Einfluss auf dem Balkan das Hauptziel von South Stream." Ungeachtet der Trassenführung nach Italien sei der österreichische Hub in Baumgarten laut Grätz für Gazprom aber nicht völlig uninteressant. Künftig soll russisches Gas von Tarvis über die Trans Austria Gas-Pipeline (TAG) im sogenannten Reverse-flow-Modus nach Österreich fließen.
Offiziell bewahrt man die guten Beziehungen zwischen Russland und Österreich. Laut Auskunft der österreichischen Botschaft in Moskau war Botschafterin Margot Klestil-Löffler auf Einladung der russischen Regierung beim Spatenstich in Anapa anwesend. Die OMV wollte keine Auskunft darüber erteilen, ob ein Konzernvertreter geladen war.