Zum Hauptinhalt springen

Österreich will Afrikas Aufschwung nicht versäumen

Von Klaus Huhold

Wirtschaft

Wirtschaft Afrikas wächst, doch der Markt ist umkämpft.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Dörfer in Uganda gleichen oft bunten Farbteppichen - ein Haus ist orange, das daneben blau und das nächste grün. Der gewählte Farbton spiegelt aber nicht den persönlichen Geschmack des Hausbesitzers wider, sondern zeigt an, für welchen Mobilfunkanbieter er Werbung macht und sich damit einen kleinen Zusatzverdienst verschafft.

Nicht nur in Uganda, fast am gesamten afrikanischen Kontinent boomt das Geschäft mit der Mobiltelefonie, bereits zwei Drittel der afrikanischen Bevölkerung benutzen laut Schätzungen ein Handy. Diese Entwicklung steht stellvertretend für den Aufschwung Afrikas - im Jahr 2012 wuchs die Wirtschaft um etwa sechs Prozent und laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds ist auch in den nächsten Jahren mit einer derartigen Wachstumsrate zu rechnen.

Freilich muss von Land zu Land unterschieden werden - das Spektrum reicht von der Industrienation Südafrika bis zum weiterhin bitterarmen Wüstenstaat Niger. Und insgesamt hebt Afrikas Wirtschaft von einem sehr niedrigen Niveau ab.

Afrika-Initiative gestartet

Österreich will jedenfalls den Aufschwung nicht versäumen. Außenamtsstaatssekretär Reinhold Lopatka empfing daher am Montag mehr als 20 afrikanische Botschafter, "um die Zusammenarbeit zu vertiefen", wie er bei einem Vortrag betonte. Das Außenministerium hat mit Unterstützung der Wirtschaftskammer Österreich und der Stadt Wien eine Afrika-Initiative gestartet, die etwa Kooperationen im Bildungsbereich oder die Vergabe von subventionierten Krediten vorsieht. "Nur ein Prozent unserer Exporte gehen nach Afrika", sagt Lopatka im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Da ist noch riesiges Potenzial vorhanden."

Allerdings ist Österreich nicht das einzige Land, das in Afrika anklopft. Brasilien, Indien oder China investieren dort schon lange und europäische Staaten wie Frankreich oder England haben allein schon wegen ihrer kolonialen Vergangenheit starke Bindungen nach Afrika.

Und der Kontinent ist nicht nur ein umkämpfter, sondern oft auch ein komplizierter Markt. Denn die politische Lage ist vielerorts instabil - wie erst die jüngsten Regierungsumstürze in Mali und der dortige militärische Vorstoß von Islamisten zeigten. "Der Kontinent bewegt sich aber in die richtige Richtung, ist nun weniger autoritär und demokratischer", sagt Lopatka. So würden nun in viel mehr Staaten Wahlen stattfinden als vor 20 Jahren.

Von afrikanischer Seite wird gerne betont, dass auch bestimmte Investitionen zu mehr Stabilität beitragen können - etwa solche, die die große Jugendarbeitslosigkeit verringern. Afrikanische Diplomaten fordern daher europäische Investoren immer wieder auf, dass sie den Kontinent nicht nur als Export- und Rohstoffmarkt betrachten sollen, sondern auch als möglichen Standort für eine industrielle Produktion, die Arbeitsplätze schafft.