Österreich wird als traditionell und verstaubt empfunden. | In Osteuropa steckt großes Potenzial. | Berlin. Österreich hinkt im Wettbewerb um Urlaubsgäste den aufstrebenden asiatischen Ländern und den USA hinterher. In der Krise habe Österreich den Marktanteil innerhalb der EU-15 von 5,7 auf 6,4 Prozent weltweit steigern können. Im Vorjahr stagnierte der Anteil jedoch, sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner am Mittwoch auf der Tourismusmesse ITB in Berlin.
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Die Österreich Werbung (ÖW) konzentriert sich nun auf drei Regionen, um Gäste nach Österreich zu locken: Westeuropa, Osteuropa sowie Übersee. In Westeuropa soll Österreich stärker als Urlaubsziel in den Köpfen verankert werden, sagt ÖW-Chefin Petra Stolba. "Wir müssen eine Imagekorrektur zustande bringen, weil wir in Westeuropa als traditionell und verstaubt empfunden werden", sagt Stolba.
Hauptzielgruppe sind dabei die deutschen Urlauber, die für 54 Prozent der ausländischen Nächtigungen in Österreich verantwortlich sind - im Vorjahr waren das mehr als 48 Millionen Nächtigungen. Doch die Ausgaben für den Urlaub sinken ebenso wie die Aufenthaltsdauer: Derzeit bleibt jeder Deutsche durchschnittlich nur 4,5 Nächte, vor 20 Jahren waren es noch 6 Nächte.
Glücksmomente für deutsche Sommergäste
Angesichts des Trends zum Kurzurlaub sei es zwar nicht möglich, die Aufenthaltsdauer wieder zu erhöhen, so Stolba. Die neue gemeinsame Deutschland-Imagekampagne "Sommerglücksmomente" der Österreich Werbung und der Landestourismusorganisationen soll Familien für den Haupturlaub in Deutschland begeistern.
Auf dem Messestand der Österreich Werbung auf der ITB wurde ein Würstelstand nachgebaut, außerdem soll ein eigens kreierter Duft Lust auf Urlaub in Österreich machen. Für die Vermarktung von Österreich-Urlaub in Deutschland werden insgesamt sieben Millionen Euro ausgegeben, sagte Stolba. Der Schwerpunkt beim Budget liegt damit auf Deutschland.
Um die Abhängigkeit des heimischen Tourismus von deutschen Gästen zu verringern, soll auch in Osteuropa verstärkt geworben werden. Zwischen 2005 und 2010 haben sich die Nächtigungen von slowakischen Gästen verdoppelt, jene aus Rumänien sind um 257 Prozent gestiegen. "Wir müssen diese Dynamik und das Wachstum nutzen und das Potenzial in der Region ausschöpfen", gibt Stolba das Ziel vor. "Die Einwohner der neuen EU-Mitgliedstaaten haben eine hohe Affinität zum Wintersport", sagt Mitterlehner.
Chinesen und Inderals Zielgruppe
Neben dem Kerngeschäft Winter soll die Alpenrepublik aber auch als Sommerdestination positioniert werden. Außerdem müsse Österreich in Übersee - etwa China und Indien - den "Fuß in der Türe haben", um die aufstrebende Mittelschicht nach Österreich zu bringen, so die ÖW-Chefin.
Der Wirtschaftsminister erwartet, dass Österreich von den Unruhen in Nordafrika profitieren könnte - neben Ländern wie Spanien, Italien und der Türkei. Bei Krisensituationen wie derzeit in Nordafrika reise man eher in die Nachbarländer.
Für das Abrutschen Österreichs von Platz zwei auf Platz vier in der Bewertung der Tourismus-Wettbewerbsfähigkeit des World Economic Forums (die "Wiener Zeitung" berichtete) macht Mitterlehner das Skylink-Debakel, die Diskussion um den Koralm-Tunnel und den Fachkräftemangel verantwortlich. "Wir erwarten, dass diese Bewertung leicht auszumerzen ist", so Mitterlehner. Bei der Tourismus-Infrastruktur liege Österreich weiterhin im Spitzenfeld, betonte er.
Nach einem starken Jänner sind die Nächtigungen in der ersten Hälfte der laufenden Wintersaison um 0,8 Prozent auf 27,8 Millionen gestiegen. Für die gesamte Saison rechnet Mitterlehner mit gleichbleibenden Nächtigungszahlen, aber leichten Einbußen bei den Umsätzen. Tourismus-Bundesspartenobmann Johann Schenner erwartet, dass die Umsätze der Hoteliers erst in drei Jahren wieder die Werte von 2007/08 erreichen können.