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Österreich wird Bummelzone

Von Christian Mayr

Politik

Steiermark plant auf Autobahnen fast durchgehend Tempo 100. | Bald mehr als 300 km von Luftgüte-Maßnahmen betroffen. | Wien. Vor kurzem sorgten sich angesichts von Tempo-160-Plänen viele noch um die Sicherheit auf Österreichs Autobahnen. Nun droht das genaue Gegenteil - nämlich Bummelverkehr auf dreispurig ausgebauten Strecken.


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Nach Oberösterreich (auf dem A1-Abschnitt Linz-Enns) plant nun auch die Steiermark die Einführung von Tempo 100 zur Verminderung von Feinstaub - und zwar fast im gesamten hochrangigen Verkehrsnetz. Bereits ab November würde die gesamte steirische Südautobahn, fast die komplette Semmering-Schnellstraße sowie die Pyhrnautobahn von Leoben bis zum Grenzübergang Spielfeld zur "Bummelzone".

Der steirische SPÖ-Umweltlandesrat Manfred Wegscheider erhofft sich davon eine deutliche Reduktion der Abgas-Emissionen in der Feinstaub-geplagten Steiermark. Wird dieser umstrittene Plan umgesetzt, würde die Tempobremse für bessere Luft bereits auf mehr als 300 Kilometern Autobahn in Österreich eingesetzt - das entspricht einem Siebtel des gesamten Netzes.

Zusätzlich bestehen auf vielen Autobahnabschnitten bereits Tempolimits aus Verkehrssicherheits- und Lärmschutzgründen. Daher sorgt sich der Straßenbetreiber Asfinag mittlerweile um den Charakter der Autobahnen: "Damit wird der Zweck, nämlich rasch von A nach B zu kommen, in Frage gestellt", kritisiert Vorstand Franz Lückler.

Kukacka mahnt Länder

Heftige Kritik ernten die Pläne auch von den Regierungsparteien: VP-Verkehrsstaatssekretär Helmut Kukacka plädiert dafür, den Ländern die Herrschaft über die Autobahn-Geschwindigkeit wieder wegzunehmen: "Es kann nicht länger sein, dass ein Landeshauptmann willkürlich ein Tempolimit festlegen darf", sagt Kukacka im Gespräch mit der "WZ". Er legt den Bundesländern nahe, die aufgrund des Bundes-Immissionsschutzgesetzes-Luft verhängten Maßnahmen nicht mehr länger auf den Pkw-Verkehr zu konzentrieren, sondern auf Lkw und Industrie zu lenken.

Verkehrsminister Hubert Gorbach nennt das 100er-Limit eine Schnapsidee, das keine Luftverbesserung bringe.