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Anschober stellt beschleunigte Öffnungen ab Juni in den Raum, wenn sich positiver Trend fortsetzt.
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Österreich wird kein Ampelsystem erhalten, um die Corona-Gefahrenlage auf regionaler Ebene vereinfacht anzuzeigen, und um auf Basis dessen auch regional differenzierte Lockerungen vorzunehmen. Das hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Donnerstag klargestellt. Allerdings stellte der grüne Minister in den Raum, dass es im Juni eine "Beschleunigung von Öffnungsmaßnahmen" geben könnte, wenn der Trend weiter anhält.
Erstmals seit März waren offiziell weniger als 1000 Personen an Sars-CoV-2 infiziert. Mit Stand Donnerstagfrüh wurden in der Statistik 949 infizierte Menschen ausgewiesen. Einen größeren Anstieg hat es nur in Wien gegeben mit 51 neuen Fälle. Dies seien "zum überwiegenden Großteil" Personen aus Familienverbänden von bereits infizierten Personen, sagte Andreas Huber vom Krisenstab der Stadt. Das funktionierende Tracing ist dabei wichtig. "Solange lokale Effekte identifiziert werden, und solange ich das Cluster finde, ist es kein Problem", sagte etwa der Simulationsexperte Niki Popper in Ö3.
Ein Drittel der Bezirke Österreichs ohne Fälle seit 14 Tagen
Insgesamt ist ein Drittel Österreichs offiziell "coronafrei", wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass es unerkannte Fälle gibt. In 33 von 94 Bezirken ist seit 14 Tagen keine Neuinfektion mehr registriert worden. Anschober will aber kein Ampelsystem etablieren, wie es in Berlin beschlossen wurde und hierzulande vom Public-Health-Experten Martin Sprenger vorgeschlagen wurde. Sprenger war im März auch Mitglied des Beraterstabes im Gesundheitsministerium, hatte sich aber zurückgezogen.
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Auch in Deutschland ist das Ampelsystem nicht unumstritten. In dieses geht die Reproduktionszahl, die Zahl der Neuinfektionen und die Belegung der Intensivbetten mit Covid-Patienten ein. Werden bei zwei dieser drei Messgrößen vorab festgelegte Grenzwerte überschritten springt die Ampel auf Gelb oder sogar Rot. Der Berliner Amtsarzt Patrick Larscheid nannte die definierten Grenzwerte "willkürlich", es gebe für diese "überhaupt keine Grundlage", wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Ähnlich argumentiert auch Anschober. Es handle sich um einen politisch definierten Grenzwert. Außerdem suggeriere das System, dass alles unter dem Grenzwert kein Problem sei. Derzeit stünde eine solche Ampel in den allermeisten österreichischen Bezirken auf Grün. Österreich, so der Gesundheitsminister, werde weiterhin alle 14 Tage Öffnungsschritte setzen. Bei regionalen Infektionsherden müsse man zwar regional eingreifen. Dies allerdings auf Basis von Clusteranalysen, Evaluierungen und Kontrollmaßnahmen und nicht auf Basis eines Ampelsystems: "Ich glaube nicht, dass das ein gutes Vorbild für Österreich ist", sagte Anschober.
Sollte aber alles gut gehen, könnte die Öffnung ab Juni beschleunigt werden, sagte Anschober. Das Ziel sei weiterhin, eine große zweite Welle zu vermeiden. Dafür braucht es "sehr gute Kontrollbegleiteinrichtungen", so der Minister. Neben PCR-Tests, mit denen akute Infektionen nachgewiesen werden, würden "Antikörpertests als zweite Testoption" benötigt. Mit diesen können auch vergangene Infektionen entdeckt worden sowie aktuelle Covid-Erkrankungen, bei denen im Rachen und mit PCR-Test kein Virus mehr nachweisbar ist.
Antikörpertests werden von MedUni Wien evaluiert
Es gibt sind bereits diverse Antikörpertests auf dem Markt, dazu zählen Schnelltests mit Fingerkuppenblut sowie sogenannte ELISA-Labortests, die bei Abnahme und Analyse aufwendiger sind. "Wir wollen herausfinden, welche Kombinationen von Tests die höchste Aussagekraft haben", sagte Lukas Weseslindtner, Virologe an der Medizinischen Universität Wien, der die Tests prüft. Derzeit ist ein wirklich sicherer Nachweis nur über Neutralisationstests möglich. Diese können aber nur in Speziallabors mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt werden, weil dafür das lebende Virus angezüchtet werden muss. Die Meduni Wien hat die Kapazität für rund 800 derartige Tests, sagte Weseslindtner.
Die Hoffnung ist, Tests zu finden, bei denen der einfachere Test zum selben Ergebnis kommt wie der aufwendige Neutralisationstest im Speziallabor. Dann könnte dieser zweite, aufwendige Schritt entfallen. "Die Ergebnisse müssen valide sein", forderte Anschober. Falsch positive Tests könnten zum Problem werden, wenn sich eine vermeintliche Immunität als Irrglaube erweist. (sir)
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