Sozialminister Rudolf Hundstorfer vermeldet Erfolge beim Pensionsantrittsalter: Frauen sind bereits älter als 60.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Sozialminister Rudolf Hundstorfer kündigt eine erfreuliche Entwicklung im Pensionsbereich an. Das Antrittsalter der Frauen bei der Alterspension liegt bereits bei über 60 Jahren, sagte er Mittwoch Abend bei einer Diskussionsveranstaltung des "Club 20" rund um Intercontinental-Chef Michael Tojner, der zu einer Debatte über das Pensionssystem in sein Hotel geladen hatte.
Hundstorfer: "Wir müssen länger arbeiten"
Es zeige sich, dass vor allem gut ausgebildete Frauen länger im Arbeitsprozess bleiben. Für Frauen gilt ja nach wie vor das Pensionsantrittsalter 60 - nicht für Beamtinnen, die dasselbe Pensionsantrittsalter haben wie ihre männlichen Kollegen. Außerdem wird Hundstorfer den budgetierten Pensionszuschuss heuer nicht ausschöpfen und an Finanzminister Hans Jörg Schelling 300 Millionen Euro zurücküberweisen.
Der Sozialminister zeigte sich mit der Entwicklung im Pensionssystem grundsätzlich zufrieden. Durch die ständige Ausweitung des Durchrechnungszeitraumes - für Geburtsjahrgänge ab 1990 wird das gesamte Arbeitsleben für die Pension angerechnet (früher wurden nur die besten fünf Jahre für die Pensionsberechnung herangezogen). Das bedeute aber eine Verringerung der Pensionen um durchschnittlich 20 Prozent. Für Hundstorfer ergibt sich daraus die Verpflichtung der jetzt im Arbeitsprozess stehenden 45-Jährigen und jenen darüber, später in Pension zu gehen.
Keuschnigg für beitragsfinanziertes System
Grundsätzlich verteidigte Hundstorfer das Pensionsssystem. Mit diesen Reformen und mit der steten Anhebung des Antrittsalters sei man auch für die Zukunft gerüstet. Aber klar sei: "Wir gehen zu früh in Pension."
Wirtschaftswissenschafter Christian Keuschnigg plädierte für ein beitragsfinanziertes System: Die Summe der Einzahlungen sei gleich der Summe der Auszahlungen. Wer länger arbeite, erhalte eine höhere Pension, wer früher in Pension gehe, eine geringere. Jeder könne sich das selbst aussuchen. Wichtig für Keuschnigg ist aber, dass Umverteilung, die ja eine wesentliche Aufgabe des Staates sei, nicht mehr wie jetzt auch über die Pensionen erfolge, sondern über das Steuersystem. In einem solchen System bräuchte es auch keine Zuschüsse mehr aus dem Budget.
Hundstorfer entgegnete, dass das umlagefinanzierte Pensionssystem seit Beschluss des ASVG (Allgemeines Sozialversicherungsgesetz) im Jahr 1955 auf Zuschüsse durch den Staat aufgebaut sei. Ja, der Bundeszuschuss steige (derzeit ist er bei rund 11 Milliarden Euro), aber auch das Bruttoinlandsprodukt steige - und es gebe ständig Reformen.
Dämpfen habe man auch den Anstieg der Ausgaben für das Pflegegeld können, berichtete Hundstorfer. Dennoch steigen die Ausgaben von 2,4 auf 2,5 Milliarden Euro an. Mit Jahresbeginn sei der Zugang zu den ersten beiden Pflegestufen (insgesamt gibt es sieben Stufen) verschärft worden. Damit seien die Neuzugänge ins Pflegegeldsystem heuer um rund 5000 Personen verringert worden. Laut Schätzung des Sozialministeriums werden heuer rund 65.000 Menschen einen neuen Anspruch auf Pflegegeld haben.
Österreich ist Weltmeisterbeim Pflegegeld
5,3 Prozent der Bevölkerung erhalten Pflegegeld, sagte Hundstorfer. "Österreich ist Weltmeister beim Pflegegeld." Auf Fragen aus dem Publikum, ob da nicht eingespart werden könnte, sagte der Minister: "Ich lade gerne ein zu einer Debatte über die Änderung des 7-stufigen Systems auf ein 5-stufiges."