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Österreicher gewinnt Nachwuchswettbewerb

Von Gregor Kucera

Wissen

Eine neuartige Idee zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten.


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Berlin. Im Vorfeld der jährlich stattfindenden internationalen Wissenschaftskonferenz Falling Walls stellten 100 Nachwuchswissenschaftler, Jungunternehmer und Innovatoren beim "Falling Walls Lab" ihre Forschungsprojekte, Ideen und Initiativen zu gesellschaftlichen Herausforderungen vor. Die Gewinner präsentieren ihre Durchbrüche am 9. November 2013 im Radialsystem in Berlin.

Jury-Sieger und Publikumsgewinner des Falling Walls Lab Finale 2013 in Berlin ist der Österreicher Klemens Wassermann vom Austrian Institute of Technology. Er revolutioniert die Infektionsdiagnostik mit einer simplen Idee, Bakterien im Blut nachzuweisen. Mit Hilfe von Mikrofluiden und elektrischen Feldern kann er die Erreger im Blut schnell, einfach und zu geringen Kosten auffinden. Derzeit dauert eine Blutkultur im Labor drei bis fünf Tage und der Patient wird in dieser Zeit mit Antibiotika versorgt, was bei zu häufiger Einnahme zu einer Antibiotikaresistenz und damit zu vermehrten Infektionen führen kann. Wassermann will sein Patent im nächsten Jahr finalisieren und hofft, es unter zwei Euro pro Gerät auf den Markt bringen zu können.

Der zweite Preis ging an Tarek Richard Besold von der Universität Osnabrück für seine Forschung im Bereich künstlicher Intelligenz. Er arbeitet an der Entwicklung von Supercomputern, die in der Lage sind, Werke auf dem Niveau von Starkomponisten zu komponieren. Damit will Besold zeigen, dass Computer auf Basis primitiver Grundbausteine menschliche Kreativität imitieren können. Laut Besold "wird es auch weiterhin einen Goethe oder Mozart geben, aber nicht unbedingt aus Fleisch und Blut. Alles was Menschen können, kann auf Computern modelliert werden."

Den dritten Platz teilen sich Katarina Spranger von der Oxford University und John Woodland aus Südafrika. Spranger überzeugte die Jury mit einer anwendungsreifen Lösung zur Optimierung von Gefäßoperationen in Krankenhäusern. Sie hat ein Programm entwickelt, mit dem Ärzte ihre Operation simulieren können, um so Komplikationen zu vermeiden.

Woodland ist Biochemiker an der University of Cape Town und hat auf dem Falling Walls Lab seine Idee zur Bekämpfung von Malaria und anderen Infektionen vorgestellt. Sein Ansatz liegt in der gezielten Behandlung von freigesetztem Häm. Dieses wird produziert, wenn der Körper z.B. von Malaria betroffen ist und das Hämoglobin zerstört wird. Mit Hilfe von Fluoriden will Woodland herausfinden, wo und wie viel vom giftigen Häm freigesetzt wurde, um diese Infektionen gezielt mit Medikamenten zu behandeln.

Laut Jury hat sich das Falling Walls Lab zu einer "Muss" Veranstaltung für Nachwuchswissenschaftler etabliert. Auf dem interdisziplinären Forum werden jährlich hunderte neue Initiativen und interessante Forschungsprojekte aus einem breiten Spektrum von Fachgebieten wie der Medizin, der Geistes- und Sozialwissenschaft, den Ingenieurs-, Wirtschafts- und Naturwissenschaften präsentiert. "Das Lab hat gezeigt, dass es viele erfolgversprechende Ansätze im Bereich der Medikamentenforschung gibt. Wir haben große Hoffnungen, dass sie sich am Markt etablieren und insbesondere die Behandlung von Infektionen verbessern werden. Die hohe Professionalität und Kreativität der Vortragenden auf dem Lab ist einmalig.", so Jurymitglied Martin Sonnenschein, Managing Director Central Europe von A.T. Kearney.

Das Falling Walls Lab wurde 2011 von der Falling Walls Foundation initiiert. Internationale Vorentscheide finden seit 2012 in Städten wie Moskau, Johannesburg, London, Sao Paulo und Los Angeles statt. Insgesamt habe sich rund 600 Nachwuchswissenschaftler und Young Professionals aus der ganzen Welt um eine Teilnahme an den Falling Walls Labs 2013 beworben. Das Falling Walls Lab wird organisiert von der Falling Walls Foundation, mit Unterstützung der internationalen Unternehmensberatung A.T. Kearney (Founding Partner) und KWS SAAT, einem führenden Unternehmen im Bereich Pflanzenzüchtung (Global Partner 2013).