Die Sektlaune der Österreicherinnen und Österreicher hat sich im vergangenen Jahr eingetrübt. Das Marktforschungsinstitut AC Nielsen weist für den gesamten Sektmarkt bei weiterhin gesunkenen Durchschnittspreisen einen mengenmäßigen Rückgang um 9% aus. Weiterhin sehr beliebt ist hingegen Prosecco, und das nicht nur, weil er so schön italienisch klingt.
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Nach Angaben des Verbandes der Sektindustrie wurden im Vorjahr 14,3 Mill. Liter (das entspricht etwa 19 Mill. Flaschen à 0,75 Liter) Schaumwein konsumiert, nach 14,9 Mill. Litern bzw. 20 Mill. Flaschen im Jahr davor. Im Jänner 2003 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) sank der Verbrauch im Vergleich mit Jänner 2002 um 15% von 902.778 auf 763.889 Liter.
Österreichs älteste Wein- und Sektkellerei Schlumberger, gemeinsam mit Kattus und Henkell unter den Top drei der Sekthersteller in Österreich, kam mit einem Rückgang um 3,7% glimpflich davon. Vorstandsvorsitzender Gerhard Lacher führte dies gestern, Montag, vor Journalisten auf die starken Marken des Traditionsunternehmens zurück.
Nach Einschätzung von Branchenkennern hat sich der Absatz von Prosecco in Österreich im vergangenen Jahr von rund 10 Mill. auf 15 Mill. Flaschen erhöht. "Prosecco" habe in den Ohren der Konsumenten einfach einen besseren Klang als Sekt, heißt es als Erklärung. Und auch der Preis spiele eine Rolle. Prosecco gibt es in zwei Ausführungen: "spumante" entspricht dem österreichischen Sekt und unterliegt - aufgrund des Drucks in der Flasche - der Schaumweinsteuer. Für "frizzante" hingegen, auf den 98% des Prosecco-Umsatzes entfallen, muss diese Steuer nicht entrichtet werden, was das in erster Linie aus Norditalien importierte Produkt für die Konsumenten entsprechend billiger macht.
Schlumberger-Chef Lacher wundert sich, "wo diese Mengen an Prosecco herkommen", ist aber überzeugt, dass sein Haus die Kundschaft weiterhin mit Qualität überzeugen wird können. Im Herbst werde es eine Produktinnovation geben, kündigte Lacher an. "Wir werden aber sicherlich nicht in Richtung Prosecco gehen." Die Konsumenten sollen sich öfter etwas Gutes gönnen und nicht nur zu Weihnachten und zu Silvester zum Sektglas greifen, wünscht sich Lacher.
Der Umsatz der gesamten Schlumberger-Gruppe (das Wiener Stammhaus Schlumberger, das ungarische Haus Zwack, die Gruppe in Deutschland und die Beteiligungsfirma Appelt) ging im Geschäftsjahr 2002/2003 (per Ende März) um 1,7% auf 144,1 Mill. Euro zurück. Während im Heimmarkt Österreich eine Steigerung um 3,2% erzielt wurde, brachen die Umsätze in Deutschland um 10,5% ein. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld, der Umsatzrückgang und die vom Unternehmen gebildeten Vorsorgen belasteten das Betriebsergebnis (EBIT): Es sank von 5,5 Mill. auf 1,69 Mill. Euro. Vom Bilanzgewinn in Höhe von beinahe unverändert 1,3 Mill. Euro wird wie im Jahr davor eine Dividende von 5,81 Euro pro Aktie ausgeschüttet.