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Österreicher packt wieder das Fernweh

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Terroranschläge, Irak-Krieg und SARS-Virus haben viele Urlauber vor exotischen Zielen zurückschrecken und auf Auto- oder Bahnreisen umsteigen lassen. Jetzt scheint die gröbste Krise in der Reisebranche vorüber, und auch das Fernweh ist wieder voll entbrannt. Wo es die Urlaubshungrigen derzeit hinzieht, verraten Reisemanager und Fernreisespezialisten.


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"Vielleicht sind wir im Vergleich zu anderen Nationen weniger ängstlich", sucht Michael Hirschinger von Jumbo Touristik nach einer Erklärung für die Reiselust hierzulande. Schön langsam seien die Österreicher resistent gegen - oft aufgebauschte - Horrormeldungen. Als größten heimischen Anbieter von Asien-Reisen hat Jumbo Touristik der Irak-Krieg wenig getroffen, deutlich stärker schon der SARS-Virus. Die Buchungen nach Hongkong, Südchina und Singapur sind zurückgegangen, das aber auch erst seit Februar dieses Jahres. Generell liegt Asien weiter im Trend.

"Unsere Top-Ziele sind wie in der Vergangenheit Thailand, China und Bali", zählt Hirschinger auf. Bali habe sich etwa nach dem Terroranschlag am 12. Oktober 2002 sehr schnell erholt und sei jetzt vielleicht sicherer denn je. Touristische Einrichtungen werden stark bewacht, ohne dass sich die Gäste dabei eingeengt fühlen würden. Viele Anfragen kommen bei Jumbo Touristik auch zu Sri Lanka. Nach der Beendigung des über 18 Jahre währenden Konflikts mit den Tamilen sei nun auch der Nordteil der Insel bereisbar, so Hirschinger.

Andreas Steiner, Einkaufsleiter bei "l´tur", dem größten Last-Minute-Veranstalter in Europa, kommt gerade von einer Geschäftsreise zurück. Ein mitreisender Passagier habe wegen des Nagel-Sets in seinem Handgepäck noch einmal einchecken müssen, erzählt er und weist auf die anhaltend hohen Sicherheitskontrollen im Flugverkehr hin. Zwischenfälle könne man zwar niemals zu 100% ausschließen, Flüge von und nach Österreich würden aber zu den sichersten überhaupt gehören.

"Dominikanische Republik, Mexiko und Kuba sind derzeit besonders gefragt", nennt Steiner bevorzugte Ziele seiner Kunden. Flüge in diese Länder seien bald ausgebucht. Brasilien wurde in der Karnevalszeit zwar auch stark frequentiert, jetzt sei das Geschäft etwas abgeflaut. Flugängste aufgrund des Irak-Kriegs sieht Steiner ähnlich wie Hirschinger im Großen und Ganzen als überwunden. Ägypten und die Türkei etwa werden wieder normal gebucht, bei den USA, die im Vorjahr eine Topdestination waren, müsse man noch zuwarten, so Steiner. Als Folge des Irak-Kriegs lassen sich generell Abschläge bei den Preisen beobachten. Viele große Reisekonzerne haben mit Hotels und Fluglinien nachverhandelt und warten nun mit besonders günstigen Pauschalangeboten auf.

Kreuzfahrten sieht Andrea Kotzenmacher von Geo Reisen aktuell als besonders "in". "Startet man vom Mittelmeer aus, so muss man nicht einmal in ein Flugzeug steigen", nennt sie ein schlagendes Argument für Urlaubshungrige mit Flugangst. Will man aber weiter in die Ferne, so könne man auch von der Dominikanische Republik eine (Karibik-)Kreuzfahrt antreten. Im Trend liegt zudem Mauritius. Die Insel ist auf Hochzeitsreisende spezialisiert, spezielle Offerte für den "honeymoon" inklusive.

Abenteuerreisen sind die Spezialität von Helga Tazreiter, Büroleiterin bei Supertramp. In kleinen geführten Gruppen spektakuläre Natur zu erleben, liege klar im Trend, meint sie. Als aktuelle "Highlights" bietet Supertramp zum Beispiel den "Rhino-Trail", ausgehend von Kapstadt, Südafrika, oder den "Kiwi Explorer" in Neuseeland. Für die wieder wachsende Zahl an jugendlichen, politischen Idealisten ist die "Route des Ché Guevara" in Bolivien gelplant. Bei dieser Tour wandert man auf den Spuren des Freiheitskämpfers, der in Bolivien die letzten Monate seines Lebens verbracht hat.

Zum Risiko bei Fernreisen in bestimmte Länder will Tazreiter nichts Konkretes sagen. Passieren könne überall etwas, auch auf den Straßen in Österreich. Jeder müsse für sich selbst entscheiden, am besten nach eingehender Information.

Ein "Must" vor Fernreisen in exotische Länder ist der Blick auf die Website des österreichischen Außenministeriums. Ausgehend von einem guten Sicherheitsstandard, der heimische Verhältnisse als Maßstab sieht, wird das Sicherheitsrisiko in allen Ländern der Erde dreiteilig aufsteigend gestaffelt. Die höchste Stufe gilt als dezidierte Reisewarnung, die, besonders gekennzeichnet, mit stornorechtlichen Folgen für die Reisenden verbunden ist.