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Österreicher sichern sich Liquidität

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Nachdem es mit den Spareinlagen der Österreicherinnen und Österreicher jahrelang abwärts gegangen war, ist jetzt eine Stabilisierung auf hohem Niveau eingetreten. Die Sparkassengruppe - mit 1.165 Bankstellen Österreichs "Nahversorger im Geldwesen" - verzeichnet vor allem einen Boom bei Termineinlagen und verbrieften Wertpapieren als Liquiditätsvorsorge.


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"Das verfügbare Einkommen wird in höher verzinsten Anlagen geparkt", sagte der Präsident des Sparkassenverbandes, Josef Kassler, am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Die Einlagen bei den Sparkassen (inklusive Erste Bank und exklusive Bank Austria) sanken bis Ende August zwar um 1,8% auf 26 Mrd. Euro - für Kassler ist das aber kein dramatischer Rückgang. Die Termingelder erhöhten sich seit Jahresbeginn um 20,1% auf 6,1 Mrd. Euro, die verbrieften Verbindlichkeiten (vor allem Kassenobligationen) um 21,8% auf 20,4 Mrd. Euro.

Zukunftsvorsorge auf dem Prüfstand

Das Modell "Zukunftsvorsorge" der Bundesregierung bezeichnete Kassler als "Schnellschuss". Die bei der neuen staatlich geförderten privaten Altersvorsorge seitens der Anbieter abzugebende Kapitalgarantie sei "bedenklich", und dass 60% in Aktien der Börsen Österreichs, Portugals und Griechenlands (Marktkapitalisierung unter 30% des Bruttoinlandsprodukts) angelegt werden müssen, werfe die Frage auf, ob es diese Volumina überhaupt gebe. Dazu sagte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein in einer anderen Veranstaltung, er erwarte bis Dezember Vorschläge von Experten, danach könne man sich eine allfällige Änderung überlegen.

Walter Rothensteiner, Obmann der Bundeskreditsparte in der Wirtschaftskammer und Generaldirektor der Raiffeisen Zentralbank (RZB), merkte bezüglich der 60%-igen Aktienquote an: "Wenn sich die Börsen so entwickeln, wie in den letzten eineinhalb Jahren, dann haben wir ein Problem - über 20 Jahre gesehen nicht." Die Versicherungsbranche hat bereits ihren Wunsch auf eine Reduzierung der Aktienquote auf 30 bis 40% und außerdem eine Erweiterung auf andere EU-Aktien deponiert. Für Rothensteiner könnte ein "Fein-Tuning" in Sachen Zukunftsvorsorge, von dem auch Bartenstein sprach, bedeuten, dass man die staatliche Förderung (10% oder bis zu 180 Euro jährlich bei 1.800 Euro Einzahlung) aus der Kapitalgarantie herausnimmt. Dann würde man sich auch mit der 60%-Quote leichter tun. Bartentein kann sich dagegen neben einer Absenkung der Aktienquote eine Verlängerung der Kapitalgarantie auch in die Verrentungs- bzw. Auszahlungsphase hinein vorstellen. Eine staatlich gewährleistete Kapitalgarantie stand und steht für Bartenstein jedoch nicht zur Diskussion. Unterdessen arbeiten die Sparkassen an der Entwicklung eines eigenen "Vorsorge-Kontos", berichtete Kassler. Dabei soll über das Produkt Zukunftsvorsorge hinaus ein Ansparen mit anschließender Verrentung bei Erreichung des Pensionsalters möglich gemacht werden. Ob ein solches Produkt eine eigene Genehmigung brauche, sei noch zu abzustimmen.

Sparkassen durchleuchten ihr Gehaltssystem

Das Gehaltssystem bei den Sparkassen wird derzeit einer Prüfung unterzogen. In Gesprächen mit der Gewerkschaft werde die Einführung einer "Leistungstangente" diskutiert, sagte Kassler. Diese soll neben Dienstalter und Formalqualifikation der "Hebel eines zukünftigen, modernen Schemas sein." Kassler sprach von einer "Optimierung" der Personalkosten. Ende Juni waren rund 12.700 Mitarbeiter bei den Sparkassen beschäftigt.