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Wien. Die Österreicherinnen und Österreicher scheinen mehr Mut zum Risiko zu haben, als man glaubt. 17 Prozent können sich laut einer Umfrage des Market-Instituts im Auftrag der Jungen Wirtschaft "auf jeden Fall" vorstellen, ein kleines Investment in ein Unternehmen in ihrer Umgebung zu tätigen – so wie es die Unterstützer des Waldviertler "Schuhrebellen" Heini Staudinger getan haben –, wenn sie dafür im Gegenzug einen höheren Zinssatz als auf dem Sparbuch oder eine Beteiligung am Unternehmensgewinn erhalten.
Weitere 39 Prozent sagen, sie würden dies "eher schon" tun. Die durchschnittliche Investitionshöhe: 700 bis 750 Euro. Dass sie damit Crowdfunding fördern, ist wohl den wenigsten bewusst. Market-Vorstand David Pfarrhofer schätzt, dass etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung etwas mit dem Begriff anfangen.
Die Junge Wirtschaft pocht auf eine rasche Verbesserung der Rahmenbedingungen für Crowdfunding,um jungen und dynamischen Unternehmensideen zum Durchbruch zu verhelfen, am besten noch vor dem Sommer. Dazu bedürfe es Änderungen des Kapitalmarktgesetzes und des Bankwesen-Gesetzes. Konkret fordert die Interessenvertretung die Anhebung der Prospektpflichtgrenze und eine Änderung des Bankwesen-Gesetzes durch die Modifizierung des Einlagenbegriffs.
"Wir spüren keinen zeitlichen Druck", sagt Silvia Angelo, Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der Arbeiterkammer (AK). Es gebe schon viele legale Möglichkeiten für alternative Finanzierungen abseits von Bankkrediten. Zunächst müsse einmal der konkrete Bedarf erhoben werden.
Schuhproduzent Staudinger hatte im März einen Vorschlag für ein BürgerInnen-Direktdarlehensgesetz präsentiert, das die Aufnahme von Direktdarlehen für realwirtschaftliche Zwecke aus den konzessionspflichtigen Bankgeschäften herausnimmt und die Schwelle für die Prospektpflicht von derzeit 100.000 Euro auf 5 Millionen Euro anhebt. Nun legte er eine Ergänzung seines Gesetzesvorschlags vor, die die Informationspflichten präzisieren und übermäßige Zinsversprechen verbieten soll. "Das Verbot übermäßiger Zinsen soll verhindern, dass die neuen Regelungen für Pyramidenspiele missbraucht werden", heißt es in einer Aussendung.
Die Vorschläge seien bei den verantwortlichen Politikern im Nationalrat auf positive Resonanz gestoßen, mit Ausnahme von Kai Jan Krainer, Finanzsprecher der SPÖ,An ihn richtet Staudinger die Botschaft: "Wer den KMUs das nötige Geld für die Entwicklung ihrer Firmen verwehrt, riskiert Arbeitsplätze."