Kroatien, Serbien, Albanien als nächste Expansionsziele. | Wien. "Österreichische Investoren gehören zu den risikofreudigsten am Balkan", erklärt Georg Krauchenberg, Regionalmanager der Wirtschaftskammer (WKO) für Südosteuropa. Die Nicht-EU-Länder Serbien, Kroatien und Albanien zählen zu den Hauptzielen expansionsfreudiger heimischer Firmenbosse. "Es lohnt sich, jedes Land separat zu betreuen, schon allein weil asiatische Länder diese Märkte über Partner in Österreich bedienen", rät er.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Doch wie stehen die Chancen und Risiken? Bei einem Symposion der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien gaben Experten Einblicke.
Kroatischer Markt
Österreich ist größter Auslandsinvestor in Kroatien (Investitionen 1993 bis 2007: 4,97 Mrd. Euro). Heimische Unternehmen beherrschen 27 Prozent des kroatischen Marktes, der weiter entwickelt sei als jener der EU-Länder Rumänien und Bulgarien, sagt Krauchenberg. "Entsprechend sind die Löhne, sodass es sich nicht mehr auszahlt, hier bloß billig zu produzieren", erklärt er. Sinnvoller sei, den lokalen Markt zu erschließen. Treibende Branchen seien Bergbau, Industrie und Tourismus. Das kroatische BIP-Wachstum lag 2007 bei sechs Prozent gegenüber einer Bruttoauslandsverschuldung von 58 Prozent. Für inländische wie ausländische Unternehmen fallen eine Mehrwertsteuer von 22 und eine Körperschaftssteuer von 20 Prozent an. Allerdings: "Das Steuersystem ist kompliziert durchzuführen und die steuerliche Belastung schwierig zu berechnen", warnt Alexander Leitgeb von den Zagreber Finanzberatern Confida. Grund sei mangelnde Erfahrung der Behörden in der Verwaltungspraxis. Auch sei die Gerichtsbarkeit langsam und Registrierungen können dauern.
Albanische Strukturen
Vergleichsweise einfacher sei es, eine Betriebsgenehmigung im 3,3 Millionen-Einwohner-Land Albanien zu bekommen, "weil man froh ist, wenn Ausländer überhaupt kommen", weiß Krauchenberg.
In Albanien hingegen sieht er Strukturprobleme. Die Besitzverhältnisse seien aufgrund der Clanstrukturen unklar. Demnach richte sich der Grundbesitz nach der Menge der Schafe, die man auf einer Fläche halten kann. Das Grundbuch, das den Grundstückskauf erleichtern soll, sei erst in Arbeit.
Wirtschaftskammer-Experte Felix Mayr schreibt Albanien "als einem der letzten Emerging Markets in Europa" hohes Investitionspotential zu. Derzeit sind die Importe vier Mal so hoch wie die Exporte. Strom ist Mangelware. Treibende Branchen sind die Bauwirtschaft und Investitionen von Auslandsalbanern. Chancen sieht Mayr in Infrastruktur, Landwirtschaft und Tourismus.
Wachstum in Serbien
"Für uns Österreicher gehört der Balkan zum Heimmarkt", fasst Krauchenberg zusammen: "Für uns sind das alles Wachstumsmärkte." So ist Österreich trotz der politischen Instabilitäten in Serbien bis zu den Parlamentswahlen im Mai auch dort bereits größter Auslandsinvestor: Hier haben heimische Unternehmen seit 2002 rund zwei Mrd. Dollar (1,28 Mrd. Euro) investiert. Investitionsschwerpunkte sind vor allem Infrastruktur und Umwelt.