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Pensionsantritts-alter gestiegen. | Experten: Reformtempo zu langsam. | Wien/London. Die Österreicher gehen später in Pension. Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter lag im Jahr 2005 bei 58,1 Jahren, das ist ein Plus von 0,4 Jahren gegenüber 2004, gab am Donnerstag der Hauptverband der Sozialversicherungsträger bekannt. Noch deutlicher war der Anstieg bei der reinen Alterspension (ohne Invalidtitäspension). Hier wurde mit 61,3 Jahren der höchste Wert seit 1980 erreicht.
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BZÖ-Sozialsprecher Max Walch sieht damit den Erfolg der Pensionsreform der Regierung bestätigt, mit der eine schrittweise Anhebung des vorzeitigen Pensionsantrittsalters beschlossen worden war. Während das gesetzliche Pensionsalter seit Jahrzehnten unverändert bei 60 Jahren für Frauen und 65 für Männer liegt, wurde das vorzeitige Pensionsantrittsalter von 55 Jahren bei Frauen und 60 Jahren für Männer bis April 2004 auf 56,5 und 61,5 Jahren angehoben. In weiteren Etappen soll so bis zum Jahr 2017 das gesetzliche Pensionsalter auch tatsächlich erreicht werden.
Othmar Karas, Mitglied des Europäischen Parlaments (und Delegationsleiter der ÖVP) geht die Regelung zu wenig weit. Das Pensionsalter müsse entsprechend der demografischen Entwicklung alle 10 Jahre angepasst werden. Er spricht sich diesbezüglich für eine "Indexierung" aus: "Diese Frage gehört automatisiert, damit es nicht eine Frage der politischen Durchsetzungskraft ist", sagte Karas am Dienstag im Rahmen eines Pensionssymposiums der Raiffeisen Versicherung in London.
Anstieg nach Rückgang
Sozialexperte Bernd Marin, schlug in die selbe Kerbe: Mit der bisherigen Reform sei es Österreich nicht gelungen das Pensionsalter nachhaltig zu erhöhen, sagte Marin. Die Maßnahmen seien "verpufft". Für Aufregung sorgte er mit der Aussage, dass das Pensionsalter in Österreich nach einem Anstieg wieder auf das Niveau von 1999/2000 gesunken sei. Offensichtlich hatte er sich damit auf den Wert von 2004 bezogen, der mit einem durchschnittlichen Pensionsantrittsalter von 57,7 Jahren tatsächlich mit dem Wert aus dem Jahr 2000 übereinstimmte. Nach einem Anstieg seit dem Jahr 2000 war es nämlich wieder zu einem Rückgang gekommen. Der signifikante Anstieg des Pensionsalters hat also erst vergangenes Jahr stattgefunden. Das Problem der Überalterung und die damit verbundene Schwierigkeit, die Pensionssysteme weiter zu finanzieren, betreffe ganz Europa, betonte Ulrich Stacher, Botschafter und ständiger Stellvertreter Österreichs bei der OECD. Die hohe Anzahl der Frühpensionen verschärfe die Situation, ebenso wie der späte Eintritt ins Erwerbsleben und Unterbrechungen (bzw. niedrigere Pensionsversicherungsbeiträge) durch Arbeitslosigkeit oder Kinderbetreuung.
Zur Sicherung des Lebensstandards im Alter sei daher nicht nur eine Anhebung des Pensionsalters, sondern auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit Vollzeitbeschäftigung nötig, argumentierte Stacher. Im Ausgleich zwischen Männern und Frauen passiere zu wenig. Die OECD komme jedenfalls zu dem Schluss, dass in Österreich zwar richtige Schritte gesetzt werden, aber zu langsam.