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Spitzendiplomat soll für Bosnien zuständig werden. | Kouchner: Britischer Konkurrent hat "Terminprobleme". | Brüssel. Der EU-Kandidat für das Amt des Hohen Beauftragten der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina steht fest. Nach dem Treffen der Außenminister am Montag sickerte in Diplomatenkreisen durch, dass der österreichische Spitzendiplomat Valentin Inzko das Rennen gemacht habe. Der derzeitige Botschafter Österreichs in Slowenien soll ab März dem bisherigen Amtsin haber Miroslav Lajcak nachfolgen, der an die Spitze des slowakischen Außenministeriums gewandert ist.
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Schon im Vorfeld hatte der österreichische Ressortchef Michael Spindelegger von "sehr guten Chancen" für Inzko gesprochen, die Hearings letzte Woche seien hervorragend verlaufen. Gegenüber der APA erklärte er, es habe "breite Unterstützung" für den Österreicher gegeben. EU-Chefdiplomat Javier
Solana sagte am Abend, dass eine Entscheidung gefallen sei, diese jedoch vor der Veröffentlichung noch mit den Partnerländern USA, Russland und der Türkei abgesprochen werden müsse.
Der EU-Sonderbeauftragte in Bosnien-Herzegowina ist nämlich seit Lajcak gleichzeitig auch der Vertreter der Internationalen Gemeinschaft in Sarajewo. Der hat weitreichende Befugnisse und darf im Ernstfall Gesetze aufheben und Minister entlassen.
Inzko war einst Botschafter in Bosnien
Inzko ist als ehemaliger Botschafter in Bosnien mit der Region jedenfalls bestens vertraut und spricht Serbokroatisch und Russisch. Er übernimmt das Amt in einer schwierigen Zeit, wenn er von den Partnern der EU formell bestätigt wird. Es sei noch nicht abzusehen, was der Rückzug des Regierungschefs der Republika Srpska, Milorad Dodik, aus dem Verfassungsprozess bedeute, sagte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Den beiden im Frieden von Dayton 1995 geschaffenen Landesteilen Republika Srpska und Bosniakisch-Kroatische Föderation fällt die Integration zu einem gemeinsamen Staat mehr als schwer.
Bis zuletzt war der britische Mitbewerber Emyr Jones Parry - derzeit Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York - als Favorit gehandelt worden. Doch der habe "Terminprobleme", erklärte der französische Außenminister Bernard Kouchner nach dem Treffen mit seinen EU-Kollegen.
Gemunkelt wird, dass er in der Vorabstimmung mit den internationalen Partnern von einem abgelehnt worden sei. Zumindest die Regierung des serbischen Landesteiles hatte sich wegen der "schlechten Erfahrungen" mit dem früheren Bosnien-Beautragten Paddy Ashdown gegen einen Briten ausgesprochen. Die Stabilität der Region wäre gefährdet, hieß es per Aussendung aus Banja Luka.