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Dichtes Filialnetz macht Personalkosten und Logistik teurer, höhere Einkaufspreise.
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Wien. Von der Nivea-Gesichtspflege bis zum Billy-Regal bei Ikea: Die Österreicher müssen für identische Produkte oft deutlich mehr zahlen als in Deutschland, zeigt ein Preisvergleich des Magazins "Konsument". Von 74 erhobenen Produkten waren 61 in Österreich teurer als im Nachbarland. Bei neun war der Preis gleich und nur vier kosteten hierzulande weniger, hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) erhoben. Ausgewählt wurden nur Produkte ohne Aktionspreise und Stammkundenrabatte.
Besonders hoch ist der "Österreicher-Aufschlag" laut VKI bei Drogerieartikeln von Markenherstellern, die im Schnitt um 10 bis 20 Prozent teurer waren, vereinzelt betrug der Unterschied sogar mehr als 70 Prozent. Auch im Internet, wo Kunden besonders leicht vergleichen können, wird mehr verlangt: So kostete ein Cashmere-Pullover am Dienstag im Tchibo-Onlineshop in Österreich 79,95 Euro, in Deutschland nur 69,95 Euro.
Für das Billy-Bücherregal verlangt Ikea hierzulande je nach Größe bis zu zehn Euro mehr. Dafür kostete ein Ikea-Schreibtisch rund 20 Prozent weniger als in Deutschland.
Die Preisgestaltung der Händler ist für Kunden schwer nachvollziehbar: Nur durch den höheren Umsatzsteuersatz (in Österreich 20 Prozent, in Deutschland 19 Prozent) lässt sich der Aufschlag auf viele Produkte nicht erklären. Ein Sonderfall ist die Biersteuer, die in Österreich zweieinhalb Mal so hoch wie bei den Deutschen liegt - damit kostet eine Kiste Stiegl-Bier am Produktionsstandort Salzburg mehr als in Freilassing.
Zu wenig Wettbewerb?
"Man kann die beiden Länder nicht vergleichen. In Österreich ist die Logistik aufwendiger, es gibt mehr Verkaufsfläche pro Einwohner und höhere Personalkosten", sagt Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender von Rewe International.
Vom Drogeriemarkt dm heißt es, dass es in Österreich deutlich kleinere Geschäfte, dafür aber ein dichteres Filialnetz gebe, was "zu einer deutlich unterschiedlichen Kostenstruktur für den Handel" führe. Dies müsse sich in den Verkaufspreisen niederschlagen. Mit Rabatten eingerechnet liege der Unterschied aber nur im einstelligen Bereich. dm orientiere sich bei den Verkaufspreisen in Österreich am heimischen Preisniveau.
Tchibo betont, dass die Landesgesellschaften unter Berücksichtigung üblicher lokaler Preiskriterien und staatlicher Abgaben die Preise gestalten. "Neben Einflussfaktoren wie Steuern und Transportkosten werden die Preise aufgrund von Wettbewerb und Nachfrage festgesetzt. Wird ein Möbelstück in einer Farbe oder Größe weniger stark nachgefragt, kostet es mehr", sagt Barbara Riedl, Sprecherin von Ikea Österreich. Die Preisunterschiede zwischen Österreich und Deutschland würden sich über das gesamte Ikea-Sortiment aber ausgleichen.
Geringere Einkaufsvolumina
Eine weitere Ursache für Unterschiede sind geringere Abnahmemengen: "Da ein durchschnittliches deutsches Einkaufsvolumen pro Artikel um ein Vielfaches höher ist als ein österreichisches, schlägt sich dieses meist deutlich im Einkaufspreis nieder", heißt es von Hofer.
Die Kostenstruktur ist laut Lidl Österreich hauptsächlich dafür verantwortlich, dass "die Standardpreise in Österreich generell bei allen Marktteilnehmern - übrigens nicht nur in der Lebensmittelbranche - höher ausfallen". Vor allem bei Markenartikeln sei der Anteil der zu Aktionspreisen verkauften Ware sehr hoch.
Die Kritik des VKI am mangelnden Wettbewerb im Einzelhandel lässt Hensel nicht gelten: "Es gibt zwar in Österreich weniger Marktteilnehmer, der Wettbewerb ist aber extrem intensiv."
Für einen günstigen Einkauf raten die Verbraucherschützer dazu, die Preise zu vergleichen - auch im Internet.