In Österreich sind im europäischen Vergleich besonders wenig Langfinger am Werk. Das geht aus einer gestern präsentierten Erhebung des britischen Centre of Retail Research über Handelskriminalität für die vergangenen zwölf Monate hervor.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wie die nach eigenen Angaben weltweit größte Erhebung über Handelskriminalität ergab, sind den europäischen Geschäften in diesem Zeitraum durch Diebstahl bzw. durch Schlampereien 27,3 Mrd. Euro oder 1,37% ihrer Umsätze abhanden gekommen, was einem Anteil von rund 75 Euro pro Kopf entspricht. Das ist um 5,5% weniger als vor einem Jahr. Demnach lag der Schwund in Österreich in Relation zum Umsatz nur bei 0,98%, das ist ein Zuwachs um 1%.
Nur in der Schweiz gab es dem britischen Institut zufolge noch weniger Ausfälle (0,89%), jedoch verzeichneten auch die Eidgenossen einen Anstieg (plus 4,7%) des Schwundes in Relation zum Jahr davor. In allen anderen Ländern wurde in den vergangenen 12 Monaten im Einzelhandel weniger gestohlen. An der Befragung haben nach Angaben des CRR 436 Handelsunternehmen mit insgesamt knapp 29.000 Geschäften in 17 europäischen Ländern teilgenommen. Besonders aktiv waren Langfinger in Großbritannien mit einem Schwund von 1,69%, Finnland und Portugal (je 1,44%). Beliebte Produktgruppen sind Textilien, CDs und DVDs.
Den erstmals seit drei Jahren gesunkenen Ausfällen im europäischen Handel stehen höhere Ausgaben für Sicherheit gegenüber, belegt die Studie. Demnach gaben die europäischen Einzelhändler mit 6,4 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr um 720 Mill. Euro mehr für Sicherheitssysteme und -personal aus.
48% der Ausfälle sind laut CRR auf Kundendiebstahl zurück zu führen, 28% auf Mitarbeiterdiebstahl, weitere 7% auf Lieferantendiebstahl. Rund 17% der Verluste kämen durch interne Fehler oder falsche Preisauszeichnung zustande.
Alle Gesellschaftsschichten
Längerfristig schätzt Roman Seliger von der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), dass dem heimischen Einzelhandel pro Jahr rund 1,5% seiner Umsätze pro Jahr durch Diebstähle verloren gehen. Dies teile sich zu je einem Drittel auf Kunden-, Mitarbeiter- und Lieferantendiebstähle auf, so Seeliger zur "Wiener Zeitung". Man müsse sich allerdings vor Augen halten, dass diese Zahlen nur auf Schätzungen beruhen könnten, einen Schnitt über alle Branchen darstellen und die Dunkelziffer hoch sei, betont der Experte Ladendiebe seien in allen Berufsgruppen und Gesellschaftsschichten zu finden, wie das bekannte Beispiel einer gut situierten Dame zeigt, die unter ihrem Hut ein tiefgefrorenes Huhn versteckt hatte, bei der Kasse aber einen Schwächeanfall erlitt und so aufflog, erzählt Seeliger.