Zum Hauptinhalt springen

Österreichische Kultur und Wirtschaftsoffensive in Tokio

Von Rainer Mayerhofer, Tokio

Politik

Wirtschaftliche Fragen sowie der Kulturaustausch zwischen Österreich und Japan standen im Mittelpunkt der ersten beiden Besuchstage von Bundespräsident Thomas Klestil in Tokio, den ersten Besuch | eines österreichischen Staatsoberhauptes seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen vor 130 Jahren. Einen ersten Höhepunkt des Besuches gab es bereits Mittwoch vormittag bei der Begrüßungszeremonie | und der Audienz im Kaiserpalast durch Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 26 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Das österreichische Präsidentenpaar wurde nach der Audienz vor dem Palast mit dem Radetzkymarsch · gespielt von der kaiserlichen Militärkapelle · verabschiedet.

Nach einem Tempelbesuch traf Klestil mit Spitzenfunktionären der japanischen Wirtschaftsverbände zu einem Mittagessen zusammen. In seiner Rede betonte der Bundespräsident, daß Japan für Österreich

der zweitwichtigste Handelspartner außerhalb Europas und der bedeutendste, in Asien ist. Zwar habe die seit 1997 in Japan eingetretene Rezession das Exportwachstum der vergangenen Jahre zum Teil

wieder zunichte gemacht, doch finden österreichische Konsum- und Investitionsgüter nach wie vor Abnehmer in Japan. Klestil verwies in diesem Zusammenhang auf einzelne österreichische Erzeugnisse, wie

Druckventile und Gleisbaumaschinen auch die Zulieferungen für die Automobilindustrie, aber auch auf den PKW-Export nach Japan. So kommen etwa alle rechtsgelenkten Crysler Voyager, Jeep Cherokee und

Mercedes M aus Graz. Den Handelsbilanzdefizit mit Japan · 1998 gingen die Ausfuhren um 20% auf 7,1 Mill. Schilling zurück, der japanische Export nach Österreich stieg in diesem Jahr hingegen um 14%

auf 19,7 Mill. Schilling · steht aber eine für Österreich sehr erfreuliche Fremdenverkehrsbilanz gegenüber, stellte Klestil in seiner Rede fest. Wien ist die viertwichtigste Städtedestination des

japanischen Europatourismus. Auch das Interesse der japanische Wirtschaft am Standort Österreich habe seit Ende der Achtzigerjahre ständig zugenommen. Klestil betonte, daß die Einführung des Euro die

Handelsbeziehung zwischen Japan und Österreich erleichtern werde und wies auf die Chancen im Zusammenhang der Eu-Osterweiterung hin, wo japanischen Unternehmen die großen Erfahrungen Österreichischer

Firmen nützen können. Beim Staatsbankett Mittwoch Abend im Kaiserpalast wies Klestil auf die 130 Jahre lang guten Beziehungen zwischen beiden Länder hin. In bezug auf den Balkankrieg betonte der

Bundespräsident, daß Japan und Österreich, die heute zu den wohlhabendsten Ländern der Erde zählen, sich ihrer Verantwortung für Frieden Prosperität und soziale Entwicklung in ihrer jeweiligen Region

und darüberhinaus im universellen Rahmen bewußt seien. Der beachtliche Beitrag, den Japan zur Linderung der Flüchtlingsnot am Balkan und zum Wiederaufbau kriegzerstörter Gebiete in dieser Region

leistet, werde von Österreich besonders geschätzt. Klestil lud den japanischen Kaiser und seine Frau, zu einem Staatsbesuch nach Österreich ein und meinte, es würde ihn besonders freuen, wenn dieser

Gegenbesuch noch während seiner Amtszeit zustande käme.

Breiten Raum nahmen während des Staatsbesuches kulturelle Veranstaltungen ein. Mittwoch Nachmittag eröffnete der Bundespräsident eine Ausstellung über die österreichisch-japanischen Beziehungen, in

der unter anderem mehrer Werke von Gustav Klimt zu sehen sind. Am Donnerstag standen nach Treffen mit Ministerpräsident Keizo Obuchi und dem Präsidenten der beiden Häuser des Parlaments, Shoichiro

Ito und Juro Saito, gleich zwei musikalische Großveranstaltungen auf dem Programm, an denen auch die kaiserliche Familie teilnahm. Am Nachmittag gab das Küchl-Quartett ein Konzert und am Abend fand

in der völlig ausverkauften NHK-Halle eine Volksopernaufführung der Fledermaus von Johann Strauß, statt.

Der viertägige Staatsbesuch Klestils geht heute Freitag mit einem Treffen der Parlamentarischen Freundschaftsgruppe für Österreich und einem japanisch-österreichischen Schi-event in der

österreichischen Botschaft zu Ende.