Das Gas spielt eine Schlüsselrolle, damit Österreich klimaneutral wird. Noch fehlt aber der politische Rahmen dafür.
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Österreich soll zur Wasserstoffnation Nummer 1 werden, kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz bereits im Juni 2019 an. "Wasserstoff kann ein Baustein zur Klimaneutralität werden", sagte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grünen) im Juli. "Unsere Industrie braucht Wasserstoff und sie wird ihn bekommen", versprach sie vor wenigen Tagen.
Große Worte aus der Politik. Doch die Taten lassen auf sich warten. Im Sommer hieß es, bis Ende des Jahres soll die nationale Wasserstoff-Strategie fertig sein. Doch daraus wird nichts mehr. Sie kommt erst 2021. "Im Laufe des Jänners startet der öffentliche Konsultationsprozess hinsichtlich der nationalen Wasserstoff-Strategie", heißt es aus dem Klimaschutzministerium gegenüber der "Wiener Zeitung".
Dabei benötigt die Wirtschaft dringend Förderungen. Denn die Entwicklung von neuen Antriebstechniken oder Speichermöglichkeiten verschlingt viel Geld. Unternehmen fordern entsprechende Rahmenbedingungen - mehr dazu in der Wochenendausgabe der "Wiener Zeitung".
Fokus auf grünen Wasserstoff
Österreich will bis 2040 klimaneutral sein. Das Gas könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen. Wasserstoff kann als Kraftstoff für schwere Lasten auf der Straße, der Schiene, zu Wasser oder in der Luft verwendet werden. Es kann in unterirdischen Speichern gelagert werden und so Versorgungslücken ausgleichen. Und schließlich können ganze Industrien, die bisher viel CO2 in die Atmosphäre geblasen haben, mit Wasserstoff Emissionen einsparen.
Fest steht jedenfalls, dass Österreich einen Fokus auf grünen Wasserstoff legen wird. Dieser wird mittels Elektrolyse aus Strom gewonnen. Entscheidend ist jedoch, dass der Strom aus erneuerbaren Energien stammt. Grauer Wasserstoff hingegen wird aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Theoretisch könnte Wasserstoff auch aus Atomstrom erzeugt werden. Doch Klimaschutzministerin Gewessler legte vor kurzem ein Veto dagegen ein, dass Wasserstoff aus Atomstrom EU-Förderungen erhält. "Atomkraft ist zu teuer, unsicher und bringt unzählige ungelöste Risiken", sagt sie.
Da grüner Wasserstoff bisher noch teuer ist, soll er vor allem dort zum Einsatz kommen, wo es keine anderen Möglichkeiten gibt. "Das sind vor allem der Bereich Industrie (entweder als Energieträger als auch als chemischer Grundstoff) oder für den Schwertransport (etwa Langstrecken-LKW)", heißt es aus dem Klimaschutzministerium. Konkrete Details werden nicht verraten. Laut Ministerium will man klare Rahmenbedingungen für den internationalen Austausch und ein nachvollziehbares und transparentes Labelling, um grünen Wasserstoff sicherzustellen.
Eine wichtige Rolle werden außerdem Forschung und Entwicklung spielen. Es gehe darum, anwendungsnahe Lösungen zu finden, etwa im Bereich der Elektrolyse bei Industrieunternehmen, heißt es. So wolle man Unternehmen auch bei der Einreichung für europäische Innovationsförderungen unterstützen. Wie viel Geld das Ministerium in die Hand nehmen will, steht noch nicht fest. "Diese Aspekte sind Teil der politischen Abstimmungsgespräche" lautet die Antwort.
Österreich hinkt international hinterher
Im Rahmen des "Green Deal" spielt Wasserstoff auch eine tragende Rolle für die EU-Kommission. Die EU will bekanntlich bis 2050 klimaneutral werden. Erneuerbarer Wasserstoff soll ein wesentlicher Bestandteil des Energiesystems werden. Bis 2030, so der ehrgeizige Plan der EU, sollen Elektrolyseure mit einer Elektrolyseleistung von mindestens 40 Gigawatt installiert und bis zu 10 Millionen Tonnen erneuerbarer Wasserstoff erzeugt werden. Zum Vergleich: Der größte Elektrolyseur in Österreich liefert derzeit eine Leistung von 6 Megawatt.
Österreich hinkt international hinterher. Frankreich, Südkorea und Norwegen haben bereits Wasserstoff-Strategien auf den Weg gebracht. Deutschland hat Mitte Juni seine Pläne präsentiert. Das Land gibt insgesamt neun Milliarden Euro für Wasserstofftechnologien frei. Es gibt sogar bereits Kooperationen zwischen Deutschland und Australien, um günstigen grünen Wasserstoff zu importieren. Experten gehen davon aus, dass Deutschland den grünen Wasserstoff im großen Stil importieren werden muss, um die Nachfrage im Land zu decken. Vor allem die energieintensive Stahl- und Chemieindustrie braucht das Gas, um die Prozesse klimaneutral zu machen.