Arbeitsmarktexperte Hofer: Arbeitsangebot in Österreich steigt heuer um 0,5 Prozent.
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Wien/Brüssel/Luxemburg. Die schlechte Nachricht: In Österreich geht jährlich ein Drittel aller Jobs verloren. Die gute Nachricht: Es werden mehr geschaffen. Um 0,5 Prozent - also um rund 17.500 Stellen - werde sich die Beschäftigtenzahl auch heuer in Österreich erhöhen, sagt Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte des IHS, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Und das trotz der nach wie vor schlechten Konjunktur.
Betrachte man die Beschäftigung nach der Struktur, zeige sich, dass die Industrie im Moment nachlasse, aber der Dienstleistungssektor anziehe. Hofer sieht das in der schlechten Konjunktur begründet. Das sollte sich aber noch im Laufe des Jahres ändern: Noch heuer sollte der Motor wieder anspringen, und für 2014 erwarten die Wirtschaftsforscher wieder ein Wachstum für Österreich von 1,5 bis 2 Prozent.
Dass die Beschäftigung steigt, bestätigt auch der Leiter des AMS-Kärnten, Franz Zewell: "2009 war das echte Krisenjahr. Seither haben wir in Kärnten 4000 Beschäftigte mehr, aber es sind noch immer 2000 weniger als vor der Krise."
Im Euroraum gibt es noch keine Entwarnung. Die Zahl der Erwerbstätigen ist laut Eurostat im ersten Quartal dieses Jahres um 0,5 Prozent gesunken. Damit hat sich die negative Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Euro-Währungsgebiet weiter verschlechtert. In den vorangegangenen drei Quartalen aus 2012 hatte es ebenfalls Rückgänge gegeben, aber nicht so stark. In der EU-27 betrug das Minus 0,2 Prozent.
Österreich verzeichnete dagegen ein Beschäftigungswachstum und lag mit einem Plus von 0,3 Prozent gemeinsam mit Malta und Schweden auf Rang sechs in der EU. Das stärkste Wachstum bei der Beschäftigung gab es in den baltischen Staaten. Im Euroraum liegt Österreich damit auf Rang drei hinter Estland (plus 2,3 Prozent) und Irland (plus 0,4 Prozent).
Eine sinkende Erwerbstätigkeit verzeichneten in erster Linie die Krisenstaaten Griechenland, Portugal und Spanien. Wundermittel sieht Hofer für den Arbeitsmarkt in der Europäischen Union nicht. Die Arbeitslosenzahlen in Spanien und Griechenland lägen heute dort, wo sie vor 20 Jahren waren.
Kurzfristige Rezepte gegen die Arbeitslosigkeit gebe es nicht, sagt Hofer. Zwar habe sich die Kurzarbeit in der Krise sehr gut bewährt, diese sei aber keine Dauerlösung und auch nicht für alle Sektoren geeignet. Kurzarbeit sei sinnvoll, wenn es darum gehe, eine Konjunkturdelle zu überspringen, aber sie sei keinesfalls ein langfristiges Konzept.
Ein sicheres Mittel gegen Arbeitslosigkeit - da sind sich alle Arbeitsmarktexperten einig - ist Bildung. Mehr als 40 Prozent der Arbeitslosen in Österreich haben nur einen Pflichtschulabschluss. Eine Lehre senkt das Risiko, arbeitslos zu werden, um das Dreifache gegenüber einem reinen Pflichtschulabgänger. Daher seien die wirksamsten Maßnahmen der Politik, Investitionen in die Ausbildung der Menschen - und hier wiederum seien vor allem technische Ausbildungen wichtig, sagt Hofer.