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Nationalbank will große Bestände aus dem Ausland abziehen - Österreich künftig Hort für 50 statt bisher 17 Prozent.
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Wien. Insgesamt 280 Tonnen bringen die Goldreserven der Republik auf die Waage. Seit 2007 ist dieser Stand unverändert, davor hatte es Verkäufe gegeben. Gehortet wird Österreichs Goldschatz, der aktuell einen Marktwert von fast zehn Milliarden Euro hat, von der Nationalbank (OeNB). Vom Gesamtbestand waren bisher 83 Prozent im Ausland gebunkert (Großbritannien und Schweiz), die restlichen 17 Prozent in Österreich. Die Notenbank will das nun schrittweise bis 2020 ändern: Da soll dann mit 50 Prozent wesentlich mehr Gold im Inland gehalten werden. Was bedeutet, dass aus dem Ausland gut 92 Tonnen nach Wien zurückgeholt werden sollen.
Ein Großteil des Goldes wird jedenfalls aus London kommen, aus den Tresoren der Bank of England. Dort hat die OeNB derzeit 80 Prozent der österreichischen Goldreserven gelagert. In Sachen Gold gilt London zwar als größter Handelsplatz der Welt, was den Vorteil hat, größere Mengen bei Bedarf rasch in gängige Reservewährungen eintauschen zu können. Der Rechnungshof hat zuletzt jedoch kritisiert, dass die OeNB dort zu viel des gelben Metalls horte und deshalb ein Klumpenrisiko bestehe. Seiner Empfehlung, ein neues Goldlagerstellenkonzept aufzusetzen und zu diversifizieren, ist die Notenbank jetzt nachgekommen.
Rückholaktion ab Mitte 2015
Nach dem neuen Konzept sollen in Großbritannien in Zukunft nur noch 30 Prozent des Goldbestandes verwahrt sein, in der Schweiz hingegen 20 (statt bisher 3) Prozent. Neben den Rückholungen nach Österreich werden also auch Teile des in London gebunkerten Goldes zu den Eidgenossen verlagert werden. Mit dem Rücktransport respektive der Umschichtung im Ausland will die Nationalbank zur Jahresmitte beginnen, wie sie am Donnerstag bei ihrer Bilanzpressekonferenz bekanntgab.
Mit ihrer Entscheidung, größere Teile des Goldes wieder heimzuholen, steht die OeNB nicht alleine da. Orientiert habe man sich dabei an den Lagerstellenkonzepten anderer Notenbanken in Europa - etwa der Deutschen Bundesbank und der niederländischen Zentralbank.
Die OeNB folgt damit einem größeren Trend. Zumal es in vielen europäischen Ländern seit der Finanzkrise zunehmenden Druck vonseiten der Öffentlichkeit und der Politik gibt, die Goldreserven wieder im Inland zu lagern. Gold gilt als Krisenwährung und somit im Notfall als einzige echte Reserve einer Notenbank. In Österreich hatte in den vergangenen Jahren vor allem die FPÖ ein Zurückholen des Goldes aus dem Ausland gefordert.
In der OeNB wird jedoch in Abrede gestellt, dass es rund um die jetzige Entscheidung für das neue Goldkonzept politischen Druck gegeben hätte. Allerdings hatte die Nationalbank noch vor drei Jahren ein großes Geheimnis darum gemacht, an welchen Plätzen im Ausland Österreichs Goldreserven gehalten werden. Lange Zeit hatte es lediglich geheißen, das Gold lagere dort, wo es im Fall einer Krise rasch einsetzbar sei.
Bund kassiert 315 Millionen
Für das abgelaufene Geschäftsjahr hat die OeNB am Donnerstag trotz des anhaltend tiefen Zinsniveaus ihr zweitbestes Ergebnis seit 2006 gemeldet. 2014 stieg der Gewinn im Vergleich zum Jahr davor um 14 Prozent auf 341 Millionen Euro. Der Bund kassiert davon als Alleinaktionär 315 Millionen Euro, für 2013 waren es 256 Millionen gewesen.
Unterdessen hat die OeNB bereits damit begonnen, inländische Staatsanleihen im Volumen von monatlich 1,23 Milliarden Euro zu kaufen. Das ist ihr Teil eines im März in Angriff genommenen Programms der Europäischen Zentralbank (EZB), bis September 2016 öffentliche Anleihen und Wertpapiere im Wert von insgesamt 1,14 Billionen Euro anzukaufen, um so die Geldmärkte zu fluten und damit die Kreditvergabe durch die Banken und die Wirtschaft in Europa anzukurbeln. Mit Blick auf die OeNB sagte deren Chef Ewald Nowotny, dass es für den gesamten Verlauf des EZB-Programms rund 24 Milliarden Euro sein würden.
Zur jüngst aufgekommenen Debatte um Bargeldbezahlungsverbote betonte Nowotny: "Ich teile diese Fantasien nicht." Für ein Ende des Bargelds hatte sich zuletzt vor allem der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger ausgesprochen. Sein Argument: Bargeld sei veraltet und überflüssig. Befürworter sehen im Fall eines solchen Verbots illegalen Aktivitäten und Steuerhinterziehungen einen Riegel vorgeschoben.